[AGCW] EUCW - Ereignisbericht Halbjahr 2/2013

DL6ZB dl6zb at dl6zb.de
Sa Dez 14 19:22:03 EST 2013


Lieber OM Tom,

auch nach zweimaligem Durchlesen Ihrer Mitteilung
ist mir nicht ganz klar geworden, auf was genau
Sie hinauswollen. 

Auf keinem anderen Amateurfunkband hat der
Digitalfunkbereich 20% des gesamten Bandes für
sich. Zudem ist im 30m-Band automatischer Betrieb
unzulässig. PSK spielt sich sowieso nur einem 2,5
kHz breiten SSB-Kanal ab, ansonsten gibt es ab und
zu mal ein wenig RTTY. Während der CW-Bereich an
den Wochenenden zu 75-90% gefüllt ist, bleibt der
Digimodebereich zu 50% leer.

Gerade an den Wochenenden, wenn die inflationär
auftretenden Konteste die klassischen Bändern mehr
oder weniger dichtnageln, kann man schön auf die
WARC-Bänder ausweichen. Dann ist dort der
CW-Bereich gut gefüllt, während die
Digimodebereiche der klassischen Bänder fast nie
betroffen sind.

Meiner Ansicht nach vertreten Sie Auffassungen,
die nicht ganz durchdacht sind, aber auch vom
Amateurfunkgedanken her falsch ansetzen.
Vielleicht wollen Sie Ihre Ansichten einfach noch
einmal überdenken. 

Vy 73 de Rolf, DL6ZB


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: agcw-bounces at mailman.qth.net
[mailto:agcw-bounces at mailman.qth.net] Im Auftrag
von Tom DF5JL
Gesendet: Samstag, 14. Dezember 2013 17:39
An: Diskussionsforum der Arbeitsgemeinschaft
Telegrafie e.V.
Betreff: Re: [AGCW] EUCW - Ereignisbericht
Halbjahr 2/2013

Lieber OM Martin,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Zu einigen
Punkten hätte ich jedoch
noch weitergehende Fragen:

 Am 14.12.13 15:00, schrieb ECW der AGCW:

> 
> Der neue Vorsitzende hat sich ausgezeichnet
durch entschiedenes
> Eintreten zur Verteidigung der CW Frequenzen. 
>

Seit der WARC 1979 sowie durch die Erweiterung des
CW-Bereichs im 40-m-Band
seit dem 29. März 2009 haben wir Funkamateure eine
deutliche Ausweitung
der Möglichkeiten erfahren, in Telegrafie QRV zu
werden. Gerade der
Betrieb auf den von Contesten freien WARC-Bändern
ist eine große Freude.
Allein derer haben viele OPs zu CW gefunden. Der
verwendete Begriff
"Verteidigung" jedoch legt einen Angriff nahe, der
ggf. Gegenmaßnahmen
provoziert.

Frage: Um welchen Angriff handelt es sich und wer
sind die Kombattanten?

> Zur IARU
> Interimskonferenz (Wien, 2013) gab es ein Papier
der RSGB, das
> die Bildung eines Riesendigibandes auf 30m
vorsah. 

Nach meiner Kenntnis beabsichtigte der
RSGB-Antrag, den Digimode-Bereich
im 30-m-Band von 10 auf 20 kHz zu erweitern und so
den Gegebenheiten,
wie sie auch aus der Utilization Chart von Ian,
G3NRW, hervorgehen
(http://homepage.ntlworld.com/wadei/121122_30m_Ban
d_Utilization_Chart.pdf),
Rechnung zu tragen. Die Angaben dort stehen
übrigens in Einklang mit
meinen intensiven Bandbeobachtungen.

Frage: Wieso wird hier von einem "Riesendigiband"
gesprochen, wo andere
Bänder gleich umfangreiche oder sogar
umfangreichere Digimodebereiche
ausgewiesen haben?

> Offenbar
> wussten viele nichts von diesem Papier. 

Frage: Wie kommt es zu dieser Aussage angesichts
der Tatsache, dass
sowohl Anträge als auch Tagesordnung publiziert
und somit öffentlich
zugänglich waren, etwa im Internet?

> Als dieses dann
> innerhalb der EUCW publik wurde, gab es
kontroverse Diskussionen
> im Vereinten Königreich, die letztlich dazu
führten, dass die
> RSGB das umstrittene Papier zurückzog. Hierbei
spielte G5VZ eine
> federführende Rolle.

Die IARU vetritt alle Funkamateure.
Meinungsbildungsprozesse sind
notwenig, um einen Konsenz zwischen allen
Interessengruppen herstellen
zu können. Die o. g. Zeilen werten das
Zurückziehen des RSGB-Antrags als
ein erfolgreiches Vorgehen im Sinne von
"Verteidigung der CW-Frequenzen"
(siehe oben).

Frage: Wäre es nicht im Sinne des Amateurfunks
insgesamt zu begrüßen,
wenn zu strittigen Punkten eine Diskussion
stattfände - im Sinne von
Meinungsbildungsprozessen?


> 
> Unerklärlicherweise wurde das unglückliche
Papier dann trotzdem
> in Wien diskutiert, obwohl es gar nicht auf der
Tagesordnung gewesen
> sein kann, da es ja zurückgezogen war. 

Frage: Diese Bemerkung drückt Irritation und
Verärgerung aus. Dennoch:
Wäre es eine Erklärung, dass zu der Fragestellung
des RSGB-Papiers und
damit zu dem Sachthema offenbar dann doch
Diskussionsbedarf unter den
Vertretern der IARU Region-1-Mitgliederverbände
bestand, auch unabhängig
von Möglichkeiten einer Entscheidungsfindung? Oder
präzisiert: Möchte
die EUCW jegliche Diskussion um Bandpläne
unterbinden?

(Anm.: Das würde meiner Auffassung nach mangelndes
Selbstbewusstsein
hinsichtlich der Strahlkraft von CW bezeugen.)

> Anbei einige aufschlussreiche
> Zitate aus dem Sitzungsprotokoll [1].
> 
> "DARC noted that there virtually no activity on
CW above 10.130MHz."
> 
> "ÖVSV stated that digital mode operation is
increasing and the
> digimode section should be increased in size."
> 
> "REF commented that the digimode segment of 30m
is not wide enough
> and CW is allowed anywhere."

Hierzu möchte ich lediglich noch einmal auf das
Papier von Ian, G3NRW,
verweisen.

> 
> "NRRL commented that we only have secondary
status on 30m and that
> many stations at the top of the band are
automatic which could
> jeopardize the band if we interfere with the
primary user."
> 
> Während ich die Äußerungen der ersten 3 Klubs
nicht ganz
> nachvollziehen kann...

...auch hierzu möchte ich wiederholt auf das
Papier von Ian, G3NRW,
verweisen....

> ...meine ich, dass der norwegische Klub einen
> wertvollen Hinweis gegeben hat. Auf 40m haben
wir erlebt, dass
> nach der Banderweiterung noch fünf lange Jahre
lang eine drastische
> Übermacht von Bandplanverletzern (meist PSK)
über reguläre
> Op (nur CW Band) gezeigt hat, dass es an
Betriebstechnik noch
> stark mangelt. 

Frage: Was hat der Kommentar der NRRL zu den
Frequenzzuweisungen auf
sekündärer Basis mit der Erweiterung des
CW-Bereiches auf 40 m in 2009
zu tun?

> 
> Wem das Thema am Herzen liegt sei empfohlen, den
CW Bereich
> zwischen 10.130 MHz und 10.140 MHz öfter gezielt
zu nutzen. 

Frage: Was wäre die Antwort auf den Einwurf, dass
dieser möglicherweise
als Aufruf zu verstehende Hinweis auch als
aggressiv verstanden werden
könnte und somit nicht mit dem Geist des
Amateurfunks (ham spirit) in
Einklang zu bringen wäre?


> 
> 73 Martin  ECM at AGCW
> 

73 Tom DF5JL, noch AGCW-Mitglied Nr. 1780.

Eine Schlussbemerkung: Dass die CW-Vereinigungen
und insbesondere die
EUCW von der Sache her der Telegrafie einen
höchsten Stellenwert
einräumen, ist uneingeschränkt zu begrüßen. Doch
meine Beobachtungen aus
jüngster Zeit sind dazu geeignet, den Eindruck zu
bestärken, dass
gewisse Haltungen und Forderungen nicht das Mittel
der Wahl sein können,
dem obersten Ziel aller CW-Vereinigungen Rechnung
zu tragen - nämlich
der Förderung der Telegrafie.

Meine Überzeugung ist: Wer von "Verteidigung"
spricht, definiert
Telegrafie negativ, im Sinne von "Freiheit von".
Ich gehe davon aus,
dass Menschen, die Freude an CW empfinden und
diese weitertragen
möchten, CW als einen positiven Begriff verwenden,
nämlich im Sinne von
"Freiheit zu". Diese erbauliche Haltung stelle ich
jedoch zurzeit nur
noch bei einigen QRP-Vereinigungen fest, selten
aber im AGCW-Forum.
Sollten die hier wiedergegebenen Haltungen Konsenz
innerhalb der AGCW
sein, wäre es um die Telegrafie innerhalb der AGCW
bzw. EUCW meines
Erachtens böse bestellt.


-- 

Tom DF5JL | QTH Euskirchen (D) | JO30KO | N 50.61
E 6.87
DARC G23 Meckenheim @ DBØRHB 439.425 | CW/DATA HF


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