[AGCW] EUCW - Ereignisbericht Halbjahr 2/2013

Tom DF5JL df5jl at web.de
Sa Dez 14 11:38:43 EST 2013


Lieber OM Martin,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Zu einigen Punkten hätte ich jedoch
noch weitergehende Fragen:

 Am 14.12.13 15:00, schrieb ECW der AGCW:

> 
> Der neue Vorsitzende hat sich ausgezeichnet durch entschiedenes
> Eintreten zur Verteidigung der CW Frequenzen. 
>

Seit der WARC 1979 sowie durch die Erweiterung des CW-Bereichs im 40-m-Band
seit dem 29. März 2009 haben wir Funkamateure eine deutliche Ausweitung
der Möglichkeiten erfahren, in Telegrafie QRV zu werden. Gerade der
Betrieb auf den von Contesten freien WARC-Bändern ist eine große Freude.
Allein derer haben viele OPs zu CW gefunden. Der verwendete Begriff
"Verteidigung" jedoch legt einen Angriff nahe, der ggf. Gegenmaßnahmen
provoziert.

Frage: Um welchen Angriff handelt es sich und wer sind die Kombattanten?

> Zur IARU
> Interimskonferenz (Wien, 2013) gab es ein Papier der RSGB, das
> die Bildung eines Riesendigibandes auf 30m vorsah. 

Nach meiner Kenntnis beabsichtigte der RSGB-Antrag, den Digimode-Bereich
im 30-m-Band von 10 auf 20 kHz zu erweitern und so den Gegebenheiten,
wie sie auch aus der Utilization Chart von Ian, G3NRW, hervorgehen
(http://homepage.ntlworld.com/wadei/121122_30m_Band_Utilization_Chart.pdf),
Rechnung zu tragen. Die Angaben dort stehen übrigens in Einklang mit
meinen intensiven Bandbeobachtungen.

Frage: Wieso wird hier von einem "Riesendigiband" gesprochen, wo andere
Bänder gleich umfangreiche oder sogar umfangreichere Digimodebereiche
ausgewiesen haben?

> Offenbar
> wussten viele nichts von diesem Papier. 

Frage: Wie kommt es zu dieser Aussage angesichts der Tatsache, dass
sowohl Anträge als auch Tagesordnung publiziert und somit öffentlich
zugänglich waren, etwa im Internet?

> Als dieses dann
> innerhalb der EUCW publik wurde, gab es kontroverse Diskussionen
> im Vereinten Königreich, die letztlich dazu führten, dass die
> RSGB das umstrittene Papier zurückzog. Hierbei spielte G5VZ eine
> federführende Rolle.

Die IARU vetritt alle Funkamateure. Meinungsbildungsprozesse sind
notwenig, um einen Konsenz zwischen allen Interessengruppen herstellen
zu können. Die o. g. Zeilen werten das Zurückziehen des RSGB-Antrags als
ein erfolgreiches Vorgehen im Sinne von "Verteidigung der CW-Frequenzen"
(siehe oben).

Frage: Wäre es nicht im Sinne des Amateurfunks insgesamt zu begrüßen,
wenn zu strittigen Punkten eine Diskussion stattfände - im Sinne von
Meinungsbildungsprozessen?


> 
> Unerklärlicherweise wurde das unglückliche Papier dann trotzdem
> in Wien diskutiert, obwohl es gar nicht auf der Tagesordnung gewesen
> sein kann, da es ja zurückgezogen war. 

Frage: Diese Bemerkung drückt Irritation und Verärgerung aus. Dennoch:
Wäre es eine Erklärung, dass zu der Fragestellung des RSGB-Papiers und
damit zu dem Sachthema offenbar dann doch Diskussionsbedarf unter den
Vertretern der IARU Region-1-Mitgliederverbände bestand, auch unabhängig
von Möglichkeiten einer Entscheidungsfindung? Oder präzisiert: Möchte
die EUCW jegliche Diskussion um Bandpläne unterbinden?

(Anm.: Das würde meiner Auffassung nach mangelndes Selbstbewusstsein
hinsichtlich der Strahlkraft von CW bezeugen.)

> Anbei einige aufschlussreiche
> Zitate aus dem Sitzungsprotokoll [1].
> 
> "DARC noted that there virtually no activity on CW above 10.130MHz."
> 
> "ÖVSV stated that digital mode operation is increasing and the
> digimode section should be increased in size."
> 
> "REF commented that the digimode segment of 30m is not wide enough
> and CW is allowed anywhere."

Hierzu möchte ich lediglich noch einmal auf das Papier von Ian, G3NRW,
verweisen.

> 
> "NRRL commented that we only have secondary status on 30m and that
> many stations at the top of the band are automatic which could
> jeopardize the band if we interfere with the primary user."
> 
> Während ich die Äußerungen der ersten 3 Klubs nicht ganz
> nachvollziehen kann...

...auch hierzu möchte ich wiederholt auf das Papier von Ian, G3NRW,
verweisen....

> ...meine ich, dass der norwegische Klub einen
> wertvollen Hinweis gegeben hat. Auf 40m haben wir erlebt, dass
> nach der Banderweiterung noch fünf lange Jahre lang eine drastische
> Übermacht von Bandplanverletzern (meist PSK) über reguläre
> Op (nur CW Band) gezeigt hat, dass es an Betriebstechnik noch
> stark mangelt. 

Frage: Was hat der Kommentar der NRRL zu den Frequenzzuweisungen auf
sekündärer Basis mit der Erweiterung des CW-Bereiches auf 40 m in 2009
zu tun?

> 
> Wem das Thema am Herzen liegt sei empfohlen, den CW Bereich
> zwischen 10.130 MHz und 10.140 MHz öfter gezielt zu nutzen. 

Frage: Was wäre die Antwort auf den Einwurf, dass dieser möglicherweise
als Aufruf zu verstehende Hinweis auch als aggressiv verstanden werden
könnte und somit nicht mit dem Geist des Amateurfunks (ham spirit) in
Einklang zu bringen wäre?


> 
> 73 Martin  ECM at AGCW
> 

73 Tom DF5JL, noch AGCW-Mitglied Nr. 1780.

Eine Schlussbemerkung: Dass die CW-Vereinigungen und insbesondere die
EUCW von der Sache her der Telegrafie einen höchsten Stellenwert
einräumen, ist uneingeschränkt zu begrüßen. Doch meine Beobachtungen aus
jüngster Zeit sind dazu geeignet, den Eindruck zu bestärken, dass
gewisse Haltungen und Forderungen nicht das Mittel der Wahl sein können,
dem obersten Ziel aller CW-Vereinigungen Rechnung zu tragen - nämlich
der Förderung der Telegrafie.

Meine Überzeugung ist: Wer von "Verteidigung" spricht, definiert
Telegrafie negativ, im Sinne von "Freiheit von". Ich gehe davon aus,
dass Menschen, die Freude an CW empfinden und diese weitertragen
möchten, CW als einen positiven Begriff verwenden, nämlich im Sinne von
"Freiheit zu". Diese erbauliche Haltung stelle ich jedoch zurzeit nur
noch bei einigen QRP-Vereinigungen fest, selten aber im AGCW-Forum.
Sollten die hier wiedergegebenen Haltungen Konsenz innerhalb der AGCW
sein, wäre es um die Telegrafie innerhalb der AGCW bzw. EUCW meines
Erachtens böse bestellt.


-- 

Tom DF5JL | QTH Euskirchen (D) | JO30KO | N 50.61  E 6.87
DARC G23 Meckenheim @ DBØRHB 439.425 | CW/DATA HF



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