[AGCW] QTC der AGCW 41/12 vom 2012-10-08
Tom DF5JL
df5jl at web.de
Mi Okt 10 14:00:09 EDT 2012
Lieber Georg,
gerne antworte ich Dir.
> Lieber Tom,
>
> es freut mich, Tom, dass wir dann doch noch hinsichtlich der Einhaltung
> von Regeln zueinander gefunden haben. Bliebe jetzt noch zu klären, wie
> es zu der unbefriedigenden Lage kommt.
>
> Wie stehst Du also zu folgenden Fragen:
>
> Welches war die Absicht, die der "Verordnungsgeber" (und damit meine ich
> die IARU - nicht den DARC) mit der Regelung verfolgt hat? War es nicht
> so, dass man den CWisten "ihren" Anteil aus der Banderweiterung des
> 40m-Bandes durch die Erweiterung des CW-Exclusivbereiches zukommen
> lassen wollte?
>
Die Absicht ist ja klar. Aber es geht bei der Frage 40-m-Bandplan 7035 -
7040 kHz gar nicht darum, wie der Zugewinn gerecht zu verteilen sei.
Sondern m. E. um Bequemlichkeit, Unkenntnis und lieb gewonnene
Gewohnheiten sowie um unterschiedliche Regelungen in den Regionen 1, 2
und 3. Da sind Konflikte unvermeidlich. Auf Gegebenheiten durch die
Softwareanbieter komme ich später zu sprechen.
Zu den in einer weiteren Mail angeführten Kosten kann ich keine Stellung
beziehen, da fehlen mir die notwendigen Angaben und Einsichten in
finanzielle Notwendigkeiten. Ich sehe mich auch nicht zu den bestehenden
und bewährten Gremien in Konkurrenz. Ich kann daher allein aus meiner
langjährigen Funkpraxis nur die folgenden Fragen stellen:
* Wie kann eine Bandunterteilung es schaffen, Anreize zur Einhaltung der
Empfehlungen zu erreichen, und zwar sowohl für DARC-Mitglieder als auch
für Nicht-Mitglieder?
Gute Ansätze dazu finde ich in Ullis Anmerkungen: Flexibilität ggb.
künftigen Änderungen, Stationen mit gleicher Sendeart sollten zueinander
finden können, Schutz aller vor automatischen Stationen,
Verlässlichkeit, Planbarkeit, gegenseitige Rücksichtnahme; dass es
Unterschiede in den Regionen zueinander gibt, ist sicher hinsichtlich
DX-Verkehr unbefriedigend - das Problem ist aber identifiziert und
beschrieben, auf eine Harmonisierung der drei Regionen wird hingearbeitet.
> Und -ganz wichtig - trifft es zu, dass auch für alle anderen, von
> niemanden bestrittenen CW-Exclusivbereiche der gleiche Formulierung im
> Original-Bandplan der IARU gewählt wird ("preferred mode")?
Die Frage zielt letztlich darauf: * Ist es sinnvoll, einen eigenen
CW-Bereich auszuweisen?
Ja! Die Argumente, die aus meiner Sicht dafür sprechen, sind, dass CW
(im Sinne von Morsetelegrafie) eine Kulturtechnik ist, die auch mit
einfachsten Stationen und ohne großen finanziellen Aufwand auszuführen
ist - und von daher als besonders schutzbedürftig gelten sollte. Zwar
kennen die USA eine CW ONLY-Zuweisung nur für die beiden Beginnerklassen
Novice und Technician (siehe
http://www.arrl.org/files/file/Hambands_color.pdf; alle anderen Bereiche
sind zusammengefasst in CW & DATA bzw. FONIE & IMAGE), und es
funktioniert trotzdem, weil hier von einer besonderen Rücksichtnahme der
"reiferen" Funker ausgegangen wird, beschrieben übrigens im Considerate
Operator's Frequency Guide (http://www.arrl.org/considerate-operator),
der ebenfalls das zusammenfasst, was an Frequenzbelegungen sich als
üblich und bewährt herausgestellt hat:
"Die folgenden Frequenzen werden in der Regel für bestimmte
Betriebsarten oder Aktivitäten (alle Frequenzen in MHz) anerkannt.
Keine Bestimmung erkennt ein besonderes Privileg eines Netzes an, einer
Gruppe oder anderweitige individuelle Ansprüche auf eine bestimmte
Frequenz. In § 97,101 (b) des Regelwerkes heißt es: 'Jeder Lizenzinhaber
einer Station und jeder Stationsbetreiber muss bei der Auswahl der
Frequenz auf effektivste Nutzung der Amateurfunk-Frequenzen hinwirken.
Keine Frequenz wird für die ausschließliche Verwendung einer Station
zugeteilt. Niemand 'besitzt' eine Frequenz.
Es ist gute Praxis - und entspricht dem guten alten und gesunden
Menschenverstand - für jeden Funker, unabhängig von der Betriebsart, vor
der Betriebsaufnahme zu prüfen, ob eine Frequenz bereits belegt ist.
Wenn Sie dort der Erste sind, sollten alle anderen sich darum bemühen,
Sie vor Störungen zu schützen, soweit wie möglich, da 100%
störungsfreier Betrieb eine unrealistische Erwartung ist angesichts der
heutigen überlasteten Bänder."
Ich kann nicht verhehlen, obwohl mir wohl aufgrund eines
Missverständnisses zunächst anderes unterstellt wurde, dass es wohl so
etwas wie Regeln und Kontrollen braucht. Als Fußball-Fan und ehem.
Amateurspieler ist mir der Wert feststehender transparenter und
allgemein gültiger Regeln und der des unabhängigen Schiedsrichters sehr
wohl bewusst. Ich stelle aber auch fest, und erinnere mich da gerne an
meine Anfangszeit als frischer PSKler, dass nicht alle Regeln einem
immer hinreichend präsent sind. In so fern würde ich eine neuerliche
Diskussion um Sinn und Unsinn von Digimode-Betrieb im Bereich 7035 -
7040 kHz begrüßen, nicht im Sinne von Hinterfragung bestehender Regeln,
sondern im Sinne von Transparenz und Kenntlichmachung. Hier sollte m. E.
der Wille zur Umsetzung der Bandpläne deutlich gemacht werden. Dazu
gehört auch, dass bspw. der DARC und/oder die AGCW auf Softwareanbieter
zugeht, dass diese nicht 7035 kHz als DEFAULT-Einstellung für PSK im
40-m-Band einprogrammieren.
Ich denke, eine breit angelegte Kampagne tut not. Nicht alle Hams sind
in Clubs organisiert oder lesen regelmäßig Zeitschriftenkapitel über
Betriebstechnik.
Letztlich schaffen die Bandpläne aus sich selbst heraus genügend Anreiz,
sie einzuhalten - damit Stationen mit gleicher Sendeart eben zueinander
finden. Ich denke, man ist auf gutem Wege - und bei der überwiegenden
Anzahl von KW-Bändern klappt es ja auch gut. Das gilt es zu bewahren und
auszubauen.
> Warum interpretiert man diese einheitlich für alle CW-Exclusivbereiche
> gewählte Formulierung ("preferred mode") ausgerechnet in der Diskussion
> um das 40m-Segment anders?
Ich glaube nicht, dass das so passiert. Nur bei allen anderen Bändern
ergibt sich keine Notwendigkeit, die bestehenden Bestimmungen genau zu
prüfen; sie ergeben sich nur aus dem beschriebenen Konflikt um den
Bereich 7035 - 7040 kHz.
Nochmals: Informieren, aufklären, den Willen bekunden. Es geht nicht
ohne Ham Spirit. Sich allein auf Bandpläne zu berufen, reicht nicht. Sie
sind Kompromisse mit Ecken und Kanten, z. T. können sich
unterschiedliche Interpretationen herauslesen lassen. Sie sind kein
einforderbares Recht. Das wollte ich aufzeigen. Aber ohne Bandpläne geht
es gar nicht. Das Wichtigste ist aber der Ham Spirit.
73, Tom DF5JL