[AGCW] QTC der AGCW 41/12 vom 2012-10-08

Georg Reitz g.reitz at gmx.net
Mi Okt 10 06:44:37 EDT 2012


Hallo Tom,

da kommen wir nicht zusammen, weil wir - oberhalb der Ebene technischer 
Details - grundverschiednen Ansichten darüber haben, wie man mit Regeln 
umgeht. Um klar zu machen was ich meine, hier in Kurzfassung die 
Geschichte vom alten Sokrates:

Dieser hat bekanntlich 399 v. Chr den Schierlingsgiftbecher getrunken, 
weil ihn die Gerichtsversammlung wegen Verführung der Jugend und 
Gottlosigkeit zum Tode verurteilt hatte. Er empfand dieses Urteil als 
zuteifst ungerecht, wie man in der "Apologie" des Platon nachlesen kann. 
Dennoch lehnte er es ab, die von seinen Freunden vorbereitete 
Möglichkeit zur Flucht aus der Todeszelle zu ergreifen mit der Begründung:

"Lieber erleide ich Unrecht, als dass ich Unrecht tue"

Übertragen auf unser Problem: Selbst wenn es so wäre, dass es zu den von 
Dir beschriebenen Schwierigkeiten im DX der Computerfunker käme, so 
rechtfertigt es - dem weisen alten Griechen folgend - diese zu 
erduldende Situation nicht, die Regeln des HAM-Spirit zu verletzen, die 
da sagen: Haltet Euch an die - wenn auch nur empfohlenen -  Bandpläne. 
Vielmehr sollte man die Regeln einhalten und mit den gebotenen Mitteln 
der Überzeugung in den Gremien auf deren Änderung hinwirken, auf dass 
das bessere Argument letzlich zur Entscheidung führe.

Heute ist man aber der Ansicht, subjektiv (!) empfundenes Unrecht als 
Rechfertugung für eigenes, nicht regelkonformes Handeln heranzuziehen.

Nun, ich möchte Euch nicht mit diesen Betrachtungen langweilen. Unsere 
Zeit hält nicht viel von diesen Dingen. Es war aber notwendig zu 
erläutern, warum wir beide, lieber Tom, in dieser Sache wegen 
grundsätzlich verschiedener Auffassung über den Umgang mit 
gesellschaftlichen Spielregeln nicht zueinander kommen.

Muss aber auch nicht ;-)

Grüße
Georg, DF9ZV


Am 10.10.2012 12:04, schrieb Tom DF5JL:
> Hallo Georg,
>
> das trifft m. E. nicht den Kern. Es geht nicht um Winkeladvokatentum,
> sondern um eine Regelung, die nicht greift. Und da macht es wenig Sinn,
> sich immer wieder auf die Bandpläne zu berufen. Sie sind Empfehlungen
> und nicht rechtsverbindlich. Ein Bandplan empfiehlt für einzelne Teile
> eines Amateurbandes eine maximale Bandbreite sowie Modulationsarten.
> Früher wurden die in einzelnen Bandsegmenten empfohlenen
> Modulationsarten noch detaillierter empfohlen. Es ergaben sich aber
> zunehmend Probleme bei der Implementierung neu entwickelter
> Modulationsarten. Nur ist man den daraus resultierenden notwendigen
> Schritt noch nicht zu Ende gegangen - den Spagat aufzuheben, bestimmte
> Bereiche sowohl nach Betriebsarten als auch nach verwendeter Bandbreite
> regeln zu wollen. Entweder - oder... . Wobei ich allen Beteiligten
> ausdrücklich guten Willen und gelebten Ham Spirit unterstelle!
>
> Pointiert ausgedrückt - in der Praxis ergibt sich die folgende Frage:
> Wie soll sich ein Funkamateur verhalten, der in Digimodes DX arbeiten
> möchte? Für Europa gilt: Er wird sich im Zweifelfall über die
> IARU-Region 1-Regelung (Bandplan) hinwegsetzen. Denn dieses wird nicht
> sanktoniert. Sanktioniert dagegen würde ein Befolgen, weil er dann kein
> DX arbeitet. Denn z. B. Canadiern, US-Amerikanern und Japanern ist es
> ausdrücklich gestattet, im Bereich von 7035 - 7040 kHz in Digimodes
> (data) zu arbeiten. Und sie tun es auch und gerne dort.
>
> DX-Funkverkehr ist ein weltweiter Funkverkehr und entsprechende
> Regelungen in den einzelnen Regionen sollten harmonisiert werden. Wo
> dies nicht klappt oder klappen kann, sollte Toleranz walten. Der
> Rheinländer sagt: Leben und leben lassen. Dann kann aber nicht immer
> wieder auf den Bandplan verwiesen werden. Er zeigt keine Lösung auf!
>
> Als Telegraphist ärgert mich die Situation natürlich auch, neben den
> Single Letter Beacons der russ. Navy sowie den vereinzelt auftauchenden
> Broadcast-Sendern in unserem Bereich. Und als Digimode-User bin ich fein
> raus: Mit QRP und Unterdachantenne brauche ist erst gar nicht DX auf 40
> m versuchen. Aber an einer für alle YLs und OM tragfähigen Regelung bin
> ich schon sehr interessiert. Aber CQ-Morseschleifen auf 7036 kHz - wie
> zu beobachten - führen sicherlich nicht zum Ziel...
>
> Tom DF5JL
>
>
>
>
>
> Am 10.10.12 09:53, schrieb Georg Reitz:
>> Am 09.10.2012 23:14, schrieb Tom DF5JL:
>>> streng genommen sehe ich keinen Verstoß gegen den IARU Region1-Bandplan:
>>>
>>> a) es sind allein Empfehlungen ("PREFERRED MODE AND USAGE")
>> ....eben: HAM-Spirit: Wir halten uns an Empfehlungen!
>>
>>> c) CW ist strenggenommen auch PSK: "A continuous wave or continuous
>>> waveform (CW) is an electromagnetic wave of constant amplitude and
>>> frequency". Phase wird hier nicht erwähnt...
>>>
>>> Der Bandplan ist einzusehen unter
>>>
>>> http://iaru-r1.org/index.php?option=com_content&view=article&id=175&Itemid=127.
>>>
>> Wir sind keine Winkeladvokaten, sondern Funkamateure. Die Feinheiten der
>> Formulierungen, die ggf. zu interpretieren oder auszulegen sind - je
>> nach Intention in die eine oder andere Richtung - mögen Anlass zu
>> Verbesserungen des Textes im Sinne seiner ursprünglichen Absicht (!)
>> sein, hier einen Morse-Exclusivbereich zu schaffen.  Einsweilen gilt
>> deswgen weiterhin "DER BANDPLAN" in der Form und Darstellung, wie er
>> auch die Absicht (!) des Verordnungsgebers wiedergibt. Siehe z. B.:
>>
>> http://www.darc.de/uploads/media/Bandplan_deutsch_farbig_1_seitig_17Aug11.pdf
>>
>> Und da steht eindeutig: CW. Und darunter versteht man gemeinhin (und so
>> war es auch die Absicht (!) ): Morsen.
>>
>> 73´s de Georg, DF 9 ZV
>>
>> PS.:
>> Eddi, gestern ging es noch mehr schlecht als Recht nach Italien und
>> Österreich - trotz der miesen Bedingungen. Klar - wenn ich schon mal
>> Urlaub und Zeit zum Funken habe, sind die Bedingungen im Keller.
>>
>>
>>
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