[AGCW] Einsteigerklasse etc.

"Thomas M. Rösner" dl8aam at gmx.de
Mon Nov 26 10:46:33 EST 2007


> 
> ...wenn wir schon bei semantischen Spielchen sind:
> 
> ein
> Teilnehmer am Amateurfunkdienst ist logischerweise ein Amateurfunker! So
> einfach ist das. Wer sich aber an solchen Feinheiten delektiert, verliert
> den eigentlichen Inhalt unseres Tuns aus dem Auge, befürchte ich.

Nein, leider nicht. Ich fürchte, es ist symtomatisch für die Qualität
der Ausbildung und/der die Qualifikation einiger Teilnehmer am
amateurfunkdienst.

Für den Semantiker die offizielle Sprachregelung:

>AFuG 1997 § 2 Begriffsbestimmungen
...

>Im Sinne dieses Gesetzes ist
>
>1. Funkamateur der Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses (...) der sich mit 
>dem Amateurfunkdienst aus persönlicher Neigung und nicht aus 
>gewerblich-wirtschaftlichem Interesse befaßt (...)

Merke: FUNKAMATEUR, nix Amateurfunker...
Scheinbar wird auf Gesetzeskunde in der Brakerschule nicht mehr
geachtet. Hauptsache die Prüfung wird bestanden.

>2. Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, >zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen
>Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von
>Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird (...)

Merke: da steht nirgendwo, dass der Spass an der Kommunikation im 
Vordergrund steht, vielmehr ist diese "Spassanwendung" im Gesetz 
überhaupt nicht einmal vorgesehen bzw. abgedeckt. 
Maximal könnte man das in den Punkt "Völkerverständigung"
hineininterpretieren. Das deckt trotzdem noch nicht die "reinen"
Kommunikationsanwendungen auf dem lokalen Relais ab...
Der Punkt "Weiterbildung" hilft da auch nicht weiter. Ich kann mich zwar
persönlich im Bereich Betriebstechnik (hier: "Gesprächsabwicklung von Relaisfunkkontakten") weiterbilden, aber da steht dann nicht die
Funkanwendung im Vordergrund, sondern die zu erwerbenden funkbetriebstechnischen Fähigkeiten. Gleiches gilt analog für Konteste
und Pileups (bei diesen kommt sogar noch der funk- und antennentechnische Weiterbildung). 

[BTW, nicht umsonst gibt es in Österreich einmal in Jahr einen
gemeinsamen Kontest von Funkamateuren mit BOS-Stationen auf Kurzwelle.
Da nehmen sogenannte "Staatsfunkstellen" (Polizei, Zoll, Rotes Kreuz,
Johanniter, Militär, Katastrophenschutzbehörden, Aussenministerium) 
teil und arbeiten (unter ihren "kommerziellen" Rufzeichen, wie 
OEC, OEY621, OEH8101, OEK2101, OEN6000, OEP213 etc.) mit OE-Funkamateuren 
im All-Austria-Contest auf 80 und 30m und tauschen normale Kontestrapporte aus (beide Bänder sind bekanntlich ja neben dem AFU-Dienst auch dem 
"Festen Funkdienst" zugewiesen, also sind simplex QSOs möglich). Auf 30m
sogar in SSB, von der IARU/IARU-Bandplan/Fussnoten abgedeckt. Hier dürfen aber nur die "Staatsfunkstellen" selbst CQ rufen, die OE-Funkamateure dürfen nur antworten. Das aber nur am Rande]

Auch DOK-Börse etc. dürften in diese Kategorie fallen. Ein gut gemachtes
Netz, mit guter Net Control Station, ist eine Kunst und muss lange
erlernt werden. Ist sogar eine gute Übung für etwaige Notfunknetze.

Aber "Kommunikation um der Kommunikation wegen" (reine Anwendung) 
ist beim besten Willen über den Gesetzestext nicht "drin". 
Dafür gibt es die Funkanwendungen... Auch wenn das einem nicht passt...

Die Anzahl von Awards (auch ich habe diese an der Wand im Shack hängen)
oder von QSLs (die 50.000er Grenze ist vor 2 Jahren gefallen) ist kein
Kriterium für die Qualifikation des bzw. zum Funkamateur. Es sei denn,
man nimmt QSLs als Ausbildungsnachweise für eine funkbetriebstechnische 
Qualifikation.

Noch was am Rande. Auch zu "meinen Zeiten 1982/1983" (...hi) war die
Prüfung nicht mehr wirklich eine Hürde. Ich weiss noch wie ich damit
"angegeben" habe, "wie schwer" etc.  Eine Freundin (heute meine 
Schwägerin..hi) konnte das nicht mehr hören (verständlich im nachherein
betrachtet), hat sich 14 Tage (14!) in ihr Kämmerlei eingeschlossen,
hat den Fragen- und Antwortenkatalog gelernt, ist heimlich zur
Prüfung zur OPD nach Braunschweig gefahren und hat überall fast
mit 100% bestanden. Am Abend in der Disko fragte sie mich dann, was
denn ein Coaxkabel sei, das "witzig aussehende Wort" hätte sie so oft in den letzten Tagen gelesen.... 
Sie hat die "Lizenz" eingerahmt und übrigens bis heute kein QSO 
gefahren, trotzdem zahlt sie noch brav jede Gebührenrechnung und hat somit
weiterhin die "grosse Kurzwellenlizenz". 
Die Lizenz/Klasse selbst sagt noch nichts über die Qualität des OP aus.
Aber der Umkehrschluss, man habe auf 80m einen DL bei einer "Geschwätzkommunikation" gehört und somit dürfe ich es also auch ist
Hahnebüchend (wird aber immer gerne gemacht) ....

PS: Unser damaliger OVV nutzte das Beispiel der o.g. YL immer gerne in den Lizenzlehrgängen, um damit die Leichtigkeit der Hürde "Prüfung" zu belegen 
und um die Teilnehmer zu beruhigen.

73 und viel Spass bei Amateurfunken

Tom / DL8AAM


-- 
GMX FreeMail: 1 GB Postfach, 5 E-Mail-Adressen, 10 Free SMS.
Alle Infos und kostenlose Anmeldung: http://www.gmx.net/de/go/freemail