[AGCW] AW: DARC Vorstandsinformation (023)vom 15.10.2007
"Thomas M. Rösner"
dl8aam at gmx.de
Die Nov 20 09:46:25 EST 2007
> ich glaube, wir nähern uns dem Kernproblem. Letztlich kann der
> Amateurfunk im Wettberwerb der Freizeitbeschäftigungen, die ja im > Wesentlichen auf
> "das schnelle Vergnügen" abzielen, mit einem hohen Niveau als
> Zugangsvoraussetzung nicht bestehen. Ein gesellschaftliches Problem.
>
> Und hier spielt sich das "Drama" (im klassischen Sinne) des Amateurfunks
> ab - die Wahl zwischen Pest und Cholera: Bleibt er, wie er ist -
> anspruchsvoll mit hohen Prüfungsanforderungen auch für Einsteiger - wird er nicht
> bestehen können, da die Kids von heute in der Mehrzahl andere
> "just-for-fun-hobbies" suchen (Ausnahmen bestätigen die Regel).
....
Hmmm,
also ich verstehe nicht, weshalb man das Überleben des
Amateurfunks immer an der Menge der "Neuen", bzw. an der
Menge der Teilnehmer festmachen will.
Wenn ich mir die Geschichte des Amateurfunks (auch in Deutschland,
insbesondere in Nachkriegsdeutschland) anschaue,
wann hatten wir denn diese enorme Zunahme/enormen Bestand?
Das war eine sehr kurze Phase auf die gesamte AFU-Geschichte bezogen.
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir uns wieder auf die "Vorgrösse"
(gesund?)schrumpfen. Der Amateurfunk war doch in den 50/60ern "gesund"
bzw. hatte eine starke Basis, die das Überleben garantierte,
obwohl er nicht aus zig 10.000 Mitgliedern bestand.
Viele nationale Verbände bestehen auch heute nur aus einem Bruchteil
dessen was der DARC oder DL an Funkamateuren aufweist.
Was spricht denn dagegen, wenn wir uns wieder auf einen "gesunden" Kern
zurückziehen? Masse = gesellschaftliche Akzeptanz = Macht?
Ich glaube, dass braucht wirklich keiner zu glauben, dass wenn wir
vielleicht 10.000 oder 50.000 mehr werden, dass dann die
"Öffentlichkeit" mehr Rücksicht nimmt?
Da haben selbst grosse "Verbände" Probleme, wenn erst das
"Unterklassenfernsehen" a la RTL Action News wieder ein Thema
für seinen "investigativen Journalismus" sucht.
Was spricht gdenn egen "nur" 5000-10000 "qualifizierte" und aktive
Funkamateure in DL? Gut, wir könnten uns dann vielleicht nicht mehr
12 Ausgaben einer Hochglanzbroschure oder einen Stab von hauptamtlich
beschäftigten Mitarbeitern leisten.
Problematisch vielleicht, dass man sich dann leider auch kaum eine gute
(und kostenintensive) Lobbyarbeit, auch auf internationaler Ebene (ITU, EU,
DIN/ISO etc.) durch Ehrenamtliche leisten kann.... Das ist das einzige (und sehr gravierende) Problem, dass ich sehe.
Wir brauchen keine 5000 neuen "Kommunikationsjunkies", Chatter,
Geräteanwendern (nach der Devise "auf die Dauer ist ein "DO" billiger,
als 'ne Handyrechnung"), was wir brauchen wären ein paar 100 wirklich
Funk(technik)interessierte pro Jahr. Da stimme ich aber zu, die
wirkliche Qualifikation kommt später durch die Praxis. Die kann aber
auch nur kommen, wenn die Praxis dann noch "Qualität" anbietet.
Die Experimentalfunkdienst-Rechte gehen aber sicherlich verloren, wenn
wir den Qualitätsanspruch gegenüber der Masse bevorzugen.
D.h. aber auch Prüfungsanforderungen nicht auf "Von Null auf E-Technikstudiumniveau" hochsetzen, sondern eher auf "Ausdauer" ausrichten.
1 Jahr SWL mit 500 QSLs, 5 Konteste, dann "Einsteigerprüfung", dann
wieder QSO/QSL, (Zwangs-)Zusatzprüfungen. Wer nach 5 Jahren nicht die nächste Stufe hat, ist "raus" etc. Es muss schon jeder eine Chance bekommen, auch ohne Hochschulstudium.
Aber ... ich glaube unsere Diskussion hier ist rein akademisch, ich
bezweifel, dass wir wirklich einen echten Einfluss auf die nationale
und internationale Gesetz- und Normgebung haben, damit wir durchsetzen könnten was/wenn wir dies (s.o.) wollten.
Es gibt zwei Szenarien (der Politik)?
a) Qualifikation (der Mehrzahl) geht geht gegen
Null/Prüfungsanforderungen sinken weiter -> Beliebigkeit, Funkanwendungen,
"Flachpfeifen'tum", Funkdienststatus weg, Experimentalrechte weg
= Amateurfunk weg, nur noch "LPD"-Funkerei
b) Anforderungen wieder hochsetzen, zwar für unser "Selbstverständnis"
als Experimentalfunkdienst gut, Qualifikation der Teilnehmer ist hoch,
aber die Politik wird dann sagen, "das sind ja nur noch wenige" mit hoher
"Abnahmequote" dann können wir den Laden einfach "abwickeln".
In diesem Spannungsfeld führt der DARC nur (und kann wohl auch nur noch) Rückzugsgefechte. Er setzt wohl auf das Szenario A und hofft, vielleicht
etwas AFU-Status und -Charakter zwischen den "Ehh, Aldaa"-Chattern hinüber zu retten.
Nur, ob das der richtige Weg ist? Vielleicht wäre es besser im Szenario 2
eine Restnische zu erhalten? Das was der richtige Weg war, lässt sich wohl
nur im Nachherein durch "Historiker" in 100 Jahren beurteilen. Vielleicht
ist die DARC-Position ja doch die bessere (mit 100jährigen Abstand betrachtet) ?
Aber, gerade jetzt durch "kleinkindliches Trotzverhalten"-Austritte,
(sorry! aber so sehe ich das) unsere Verhandlungsbasis noch zusätzlich
zu torpedieren ist sicherlich so oder so nicht wirklich förderlich.
Ich geb' den erst einmal eine Chance, auch wenn ich persönlich
den zweiten Weg beschreiten würde. Zu sagen, dass ist nicht mehr
meine Position uns "raus" ist gerade in einem demokratischen
Umfeld nicht "korrekt", ansonsten hätten wir ja "ostblock'sche Einmeinungs-Ja'Sagergruppen". Den Weg des geringsten Widerstands
zu gehen ist kurzfristig nachtürlich einfacher. Aber gerade die Polarität,
das Spannungsfeld zwischen A und Z und dessen Schlagabtausch
innerhalb einer Gruppe, stärkt sie. Aber nur wenn ich mich
engagiert einbringe, nicht dass ich heulend weglaufe...hi
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich auch nicht
so einbringe, wie ich meine es wäre notwendig (für Szenario 2),
aber dann habe ich auch nicht Recht gegen die da "Oben" zu meckern.
Wenn keiner Gegenposition offensiv verfolgt, sich Mehrheiten beschafft,
wie sollen die denn da "Oben" wissen, dass die Mehrheit vielleicht ganz
anderer Meinung ist. Die 2-3 Leserbrief- und Foren-Vielschreiber
hier würde ich auch nicht als Mehrheit auffassen und ernst nehmen (...hi).
Abstimmungsrelevante Mehrheiten wären das aber. Eine Demokratie und
ein demokratischer Verband lebt von gut informierten, hoch
interessierten und engagierten Mitgliedern.
Aber nicht die, die am Speakers Corner stehen und meinen sie wären die
Mehrheit und somit sowieso im Recht, sondern die, die den langen und
mühsamen Weg durch die Institutionen antreten. Aber anders geht es einfach
nicht, ausser einer nimmt alles alleine in die Hand und bestimmt
über alle ?!?
Ist das gewollt? Geiz ist Geil-Konsumentengesellschaft...
So, jetzt habe ich auch einen langen Leserbrief geschrieben...
Also nicht ganz ernstnehmen ;-))
73, Tom - DL8AAM
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