[AGCW] Verhalten im Pile-Up
"Thomas M. Rösner"
dl8aam at gmx.de
Don Dez 20 15:19:02 EST 2007
Hi,
die Frage mit der "Vereinfachnung" hat absolut nichts mit
einem Elitefunkergehabe zu tun. Das ist immer ein Totschag-Argument,
wenn einem die Sachargumente ausgehen. Gleiches die Diskrediteirung, das
der die Verfechter des Amateurfunkdiensts nur nach der
Devise handeln "Früher war alles besser".
Auch "heutzutage kann keiner mehr ein High-End-TRX selbst entwickeln und bauen" gehört in diese Ausredenkategorie
(wo steht, dass wir auf Nobelpreisträgerniveau "basteln" müssen?).
Diese Phrasen an-für-sich sind keines Gedanken wert, werden aber
immer gerne rausgekrampt, wenn man nicht mit Argumenten mehr weiter weiss,
leider...
Die eigentliche Frage ist (wie bereits ausgeführt - aber nie beantwortet)
ist, ob wir den Statuts des Amateurfunks, nämlich den eines Experimentalfunkdienstes, wie der derzeit im nationalen und internationalen
Recht definiert, weiter "behalten" wollen - oder ob wir den Weg in eine
reine Kommunikationsanwendung (angeblich) "zur Rettung" (durch Massenanwerbung von Neulingen...) gehen wollen.
Letztes bedeutet aber - darüber müssen sich alle Befürworter absolut im Klaren sein -, dass mit dem Wegfall des "technisch, wissenschaftlich und
experimentellen Kernaspekts" auch der besondere Schutzstatus wegfällt, den
wir aktuell noch geniesen können. Es ist für uns eh schon sehr schwer uns
im heutigen Rahmen des "wirtschaftlichen und politischen" Umfeld
zu behaupten, auch ohne uns selbst in die Beliebigkeit "Funkanwendung"
zurückziehen.
Auch wenn die Anwendung auf Kurzwelle international stattfinden wäre es doch nur eine Anwendung, wie LPD/Freenet etc. auf VHF/UHF. Gewollt?
Noch haben wir vom Status als Funkdienst her - im Prinzip -
gleichberechtigt zu jeden anderen "kommerziellen" Funkdienst. Ich
verweise hier mal auf die entsprechenden Dokumente der ITU in Genf.
Es braucht keiner zu glauben, dass für es aber für reine Funkanwender
noch "Sonderechte", wie Selbsterklärungen etc. geben wird.
Auch der (beschränkte) Einfluss auf die Gesetzgebung, wie aktuell
beim EMVG (siehe der neuen Dezember CQ-DL) noch geschehen,
wäre gleich null.
Ich habe das Gefühl das einigen der rechtliche Unterschied zwischen
Funkdienst und einer Funkanwendung vollkommen unklar ist, bzw. der Status
eines Funkdienstes im internationalen Fernmelderecht.
BTW, ich habe absolut nichts gegen eine neue Einsteiger"lizenz",
denn Einsteigen bedeutet ja dass grundsätzlich (schon vom Wortsinn her)
nach dem Einsteigen unweigerlich der nächste Schritt folgen muss,
oder leider auch das "Aussteigen".
Ich bin nur dagegeben, dass eine Einsteigerlizenz im Vorfeld auch schon
als Endpunkt konzipiert wird. Es muss eben eine Frist geben bis zu der
der Einsteiger die nächste Stufe erklommen haben muss, d.h. eine
Einsteigerlizenz muss mit einem Verfallsdatum ausgestattet sein.
Sonst hätte ja auch der Begriff Einstieg keinen Sinn...
Es heisst ja Einsteigerlizenz und nicht "WenigerRechte/Wissen-Lizenz"
Auch absolut nichts gegen DOer, die meisten die ich auf 80m SSB (shame on
me - bis auf Konteste keine DOer in CW gehört, bin zu falschen Zeiten QRV)
gehört habe, haben eine ufb Betriebstechnik. Oftmals besser als in
diversen 80m Runden von alten "Klasse 1" Funkamateuren vorgemacht.
Das ist nicht die Frage.
Die Kernfrage ist vielmehr:
"Wissens-/Prüfungsverflachung", "Kommunikation als Kern des AFU" =
Funkanwendung, d.h. Verlust unseres gleichberechtigten Statuses im internationalen fernmelderechtlichen Umfeld, logischerweise einhergehend mit dem Verlust des Schutzes den wir eben als dieser gleichberechtigter internationaler Funkdienst neben den anderen Funkdiensten, wie Rundfunk, Seefunk, Flugfunk, Fester Funkdienst etc. haben,
oder "tiefer gehende" Prüfungen, "Bezug auf den technischen, wissenschaftlichen bzw. experimentellen Aspekts als Kern des AFU" =
Funkdienst gemäß internationalen Rechts und Erhaltung dieses
rechtlichen Statuses. Dieser Status wurde uns seinerzeit ("Früher war
alles besser"....) zugebilligt und konnte über viele WRCs erhalten werden,
obwohl es nie eine Massenbewegung war, mit einem Bruchteil der Anzahl der
heutigen Funkamateure. Es gab nur einmal einen kleinen Peak in den 70/80ern, als wir viele Neulinge im seinerzeitigen CB-Funk Hipe abwerben
konnten.
Aber warum sollen wir diesen Status auf dem Altar der Beliebigkeit
ohne Not dem schnelllebigen (und schnell auch wieder wechselnden)
Zeitgeist opfern, nur um kurzfristig ein paar Mitfunker mehr zu gewinnen? Das ist kein Gewinn, sondern der Verlust all dessen was den Amateurfunk
im Kern ausmacht... Am Ende steht dann das Ende.
Übrigens den Vergleich von (???) zu den Jagdscheinprüfung fand ich
sehr sehr treffend. Hat genau den Punkt getroffen um den es hier geht.
Aber ich hör es schon wieder "Bäh, Elitefunker", "im Gestern verwurzelt"
etc.
Enttäuschte und sehr Nachdenkliche 73, Tom - DL8AAM
Um zum eigentlichen Topic zu kommen (...hi):
Das Verhalten des Einzelnen in den Pileups ist nicht wirklich schlimmer
geworden, sondern einfach der Andrang mit all seinen negativen Auswüchsen,
wie Ungeduld bzw. die "Panik in den Augen" nicht mehr punkten zu können,
hat extrem zugenommen. Es sind bestimmt 3-4x so viele Funkamateure QRV,
als "früher". Also "ruhig Blut"...
Vor 10-15 Jahren ("Früher war eben alles besser...") war die Konkurenz im Pileup nicht annähernd so zahlreich, man konnte getrost weiterdrehen mit
der Gewissheit in einer Woche habe ich das "DX" trotzdem.
Die bewussten Störsignal-Störer machen eh im Pile-up nicht aktiv mit,
dabei handelt es sich wohl zu 100% um "den DXern gönne ich nichts"-,
"das sind alles Spinner, die verdienen das doch"-, "die stören mit ihrem
DX nur mein Chat-QSO"-Funkanwender....hi
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Psssst! Schon vom neuen GMX MultiMessenger gehört?
Der kann`s mit allen: http://www.gmx.net/de/go/multimessenger?did=10