[RRDXA] DJ1AA

Bernd Och bo at boc.de
Wed Feb 18 05:24:54 EST 2009


Hallo,

hier DL6FBL.

Ich kann dem DL2OBO nur beipflichten. Es ist heutzutage gängige Praxis,
eine DX-pedition möglichst auf allen Bändern und in allen Betriebs-
arten zu arbeiten.

Doppel-QSOs auf dem gleichen Band/Mode sind allerdings zu Recht verpönt.

Es gibt sicher keinen Grund, jemanden vom Mitrufen abzuhalten, wenn
Ihm das Band und/oder der Mode noch fehlt.

Ob bzw. wie schnell auch "Small Pistols" es schaffen durchzukommen,
hängt von der Cleverness des Anrufers - und selbstverständlich auch
vom Können des DX-OPs ab!

Als Contester bin ich es gewohnt, hohe Raten über einen langen Zeitraum
zu fahren. Gleichzeitig muss ich aber im Contest auch auf leise Stationen
achten, die ja eventuell Multiplikatoren sind. Wenn man mit dieser
Attitüde auch als OP auf eine DX-pedition geht, kann eigentlich nichts
schief gehen.
In den ersten Tagen bleibt dem OP eigentlich keine Wahl:
er muss erst einmal die "Big Guns" "aus dem Weg schaffen", sprich
schnellstmöglich arbeiten, damit er an die "nächste Schicht" der etwas
leiseren Stationen rankommt. Ist die DX-Pedition genügend lange aktiv,
werden dann sogar nach ca. 10 Tagen die Anrufer knapp - die DX-Pedition
muss sogar teilweise minutenlang CQ rufen, damit ein QSO zustande kommt.
Dann schlägt sogar oft die Stunde der QRP-Freunde!

Das gilt insbesondere für die Bänder, die wirklich "offen" sind.
Ohne Sonnenflecken ist es eben schwer, auf 10m in die Karibik oder
den Pazifik durchzukommen. 10m, 12m, 160m schaffen in der Regel
wirklich nur die "Big Guns" oder die Berufsamateure, die mit
entsprechendem Zeitinvest und einem Quentchen Glück vielleicht
wirklich gerade den "richtigen" Zeitpunkt treffen, um mit S0 oder S1
knapp über der Grasnarbe oder im QRN überhaupt hörbar zu sein.

Für Berufstätige eignen sich derzeit die "offenen" Bänder wie 40m,
30m, 20m, 17m am besten. Und hier kommt es eben dann auf etwas
Geschick an. Wenn der DX-OP ein Interesse daran hat, leise Stationen
zu arbeiten (!), dann wird er von sich nach einigen Tagen versuchen,
etwas oberhalb oder unterhalb des Getümmels zu hören - weil mitten
IM Getümmel auch seine Rate einbrechen wird.

Ist der DX-OP ein "Frischling" und kann mit Pile-Ups noch nicht
richtig umgehen, artet das bisweilen in echtem Chaos aus.
Hat der DX-OP sein Pile-Up im Griff, fährt einen sauberen Stil und
eine hohe Rate, dann "benehmen" sich die Anrufer auch entsprechend,
weil sie vermuten können, auch irgendwann einmal dran zu kommen.
Schafft der DX-OP aber gerade mal 1 QSO pro Minute, dann bekommen
die Anrufer Panik und rufen wild durcheinander. Das Pile-Up breitet
sich unkontrolliert und unnötig aus und "verseucht" im Extremfall
sogar 20-30 kHz. Von VP6DX aus habe ich mein Pile-Up nie breiter
werden lassen als 10 kHz (in SSB - in CW entsprechend weniger!).

Der DX-OP ist auch gut beraten, auf VOLLSTÄNDIGE Rufzeichen zu
achten. Das erhöht die Rate, weil zeitraubende Wiederholungen
vermieden werden! Das Anrufen mit dem Suffix ist eine furchtbare
Unart. Als DX-OP muss ich aber immer wieder darauf hinweisen,
dass mir das wichtig ist! Und aus dem Pile-Up dann wirklich auch
versuchen, vollständige Rufzeichen zu hören. Lieber 5 Sekunden
länger hören, wenn dabei ein vollständiges Rufzeichen rumkommt.
Das eigentliche QSO ist dann um so schneller über die Bühne.

Ähnlich schlimm ist es, wenn der DX-OP nach Nummern arbeitet
("number 2 only..."). Das zeugt nur davon, dass er nicht ausreichend
fit ist. Nachteil hier: ca. 90% der Mithörer müssen warten und
werden - zu Recht - ungeduldig, denn auf einmal ist das Band zu. ;-)
Anrufer mit schwachen Nerven tendieren dann dazu, absichtlich zu
stören, weil sie der Meinung sind, sie kommen nicht mehr dran...
Und die anderen sollen auch nicht mehr drankommen. Und ruck-zuck
geht auf der Frequenz gar nix mehr...

Legitim hingegen ist das Arbeiten nach Kontinenten oder besonders
benachteiligten Regionen: sitze ich in der Karibik, habe ich die
USA direkt vor der Haustür. Das geht auf jedem Band VIELE STUNDEN
am Tag. Europa hingegen wird nur für ein paar Stunden offen sein.
Wenn ich zu solchen Zeiten einen GEWISSEN Fokus auf "Europa" lege,
dann ist das OK. Trotzdem würde ich alle paar Minuten auch wieder
mal auf "alle" Anrufer hören, um die allgemeine Ungeduld zu
befriedigen und potentielle Störer "aus dem Weg zu schaffen",
indem ich sie eben einfach arbeite! Aber NUR DANN, wenn ich es
auch angekündigt habe! Nehme ich einen Ami dran, wenn ich
eigentlich "Europe only" gesagt habe, wird in kürzester Zeit das
Chaos ausbrechen. Daran bin ich dann aber selbst schuld.

Von VP6DX aus haben wir sogar teilweise "Scandinavia only" oder
"Russia only" gerufen. Das liegt zwar auch in Europa, ist aber
einen F-Hop weiter entfernt. Die Anrufer sind also wesentlich
leiser als Italies, EAs, Fs, Gs, DLs - und haben zudem wesentlich
kürzere Band-Öffnungszeiten, teilweise nur wenige Minuten im
Gegensatz zu 2-3 Stunden West-Europa... Sitze ich im Osten,
wird es zum Beispiel schwierig sein, nach England/Irland zu
arbeiten. Das ist dann die "Kür" bei einer DX-pedition. :-)

Ich will hier sicher niemand belehren. Vielleicht konnte ich
aber aufzeigen, dass "Small Pistols" sehr wohl eine gute Chance
haben, die DX-Station zu arbeiten, wenn sie es auf einem
offenen Band mit etwas Cleverness anstellen - und insbesondere
auch der DX-OP entsprechend clever ist.

Wenn ich als DX-OP immer nur genau ZEROBEAT höre, dann höre ich
dort eben auch immer nur die "Big Guns". Natürlich ist das dann
auf Dauer für Small Pistols frustrierend. ->

ES KOMMT EBEN IMMER AUF DAS ZUSAMMENSPIEL AN !

(Vielleicht ist ja morgen ein anderer OP an der DX-Station,
der eben etwas "anders" arbeitet. Nicht aufgeben! :-) 

73 Ben
DL6FBL
(ex-OP VP6DX etc.)


Freundliche Grüße

Bernd Och
Dipl.-Ing.
WCT (WatchGuard Certified Trainer)
WCSP (WatchGuard Certified System Professional)
MCSE (Microsoft Certified Systems Engineer)

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