[RRDXA] K - ELL Anmerkungen von Rudolf Schwenger, DJ3WE
Hans-Jürgen Bartels
dl1yff at gmx.de
Wed Nov 19 04:58:12 EST 2008
Hallo Freunde,
hier ein längerer Text von Rudolf Schwenger, DJ3WE zu eurer
Kenntnisnahme. Er hat sich sehr ausführlich mit der ganzen Diskussion zu
dem Thema K - ELL beschäftigt. Übrigens sieht der BCC nicht die Probleme
wie unsere RRDXA.
Lest das mal aufmerksam durch. Da gibt es eine ganze Reihe von
Argumente, die wir auf keinen Fall aus den Augen verlieren sollten.
Bis denne und 73
Hans-Jürgen, DL1YFF
Liebe Contestfreunde,
vorgestern Abend schickte Karsten Koch, DL8LBK, an einen größeren Verteilerkreis eine Stellungnahme zum Plan, eine Einsteigerlizenzklasse, "Klasse K", einzuführen, die bezüglich ihrer Prüfungsanforderungen unterhalb der heutigen Klasse E angeordnet sein soll und ungefähr auf dem Niveau der alten Klasse 3 liegen soll. Karstens Stellungnahme war nur eine von vielen, die mich zwischenzeitlich erreichten und die teilweise ja auch über den BCC Reflektor liefen. Vielen Dank für Eure Kommentare, die - für mich überraschend - ja fast alle sehr positiv und unterstützend klangen. Insgesamt freue ich mich sehr über das lebhafte Echo.
Nachdem Karstens Stellungnahme die bisher sowohl fundierteste als auch kritischste Stellungnahme ist, die mich erreichte, erlaube ich mir, meine leider wieder etwas länglich geratene Antwort hier dem BCC-Verteiler bekannt zu geben, denn die meisten Kommentare setzen auf Karstens Stellungnahme auf. Wenn man meine Antwort im Zusammenhang verstehen will, ist es nützlich, Karstens Stellungnahme zu kennen. Man findet sie wohl auf www.DK7VW.de.
Euch allen noch einen schönen Abend! Wir hören uns allerspätestens im DARC Weihnachtscontest, hi.
vy 73 de Rudolf, DJ3WE
Lieber OM Koch,
herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme zu unserem Klasse K Konzept, aus der
ich erkenne, dass Sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben und dass
Sie offensichtlich ein Mann der Praxis sind und damit nicht aus dem
Elfenbeinturm heraus argumentieren.
Ich habe an der Erarbeitung des Konzepts mitgewirkt und bin im Vorstand für
das Thema zuständig. Bitte erlauben Sie mir daher, auf die von Ihnen
erwähnten Punkte einzugehen, obwohl ich in den Sachfragen mit Sicherheit
nicht der kompetenteste Mann unserer Arbeitsgruppe bin.
Vorab ein Bekenntnis: Man kann mir viel nachsagen, aber sicherlich nicht
das, dass ich ein Anhänger der Basisdemokratie bin. sri! Mein Verständnis von
Führungsverantwortung geht nicht dahin, im weitesten Sinn
"Meinungsforschung" zu betreiben, um dann den Willen der Mehrheit
umzusetzen. Ganz so einfach mache ich mir das nicht und ich meine, ganz so
einfach darf man sich das auch nicht machen. Nicht umsonst zählt Pontius
Pilatus nicht gerade zu den Leitbildern im christlichen Abendland; und
gerade in unserem Land haben wir äußerst schmerzvoll erfahren, (a) wie
leicht man Menschen verführen kann und (b) welch katastrophale Folgen das
haben kann. Ich bin aber sehr dafür, "Andersgläubigen" zuzuhören und
Argumente auszutauschen, um die eigene Position
immer wieder kritisch im Licht auch unbequemer Argumente zu spiegeln, zu
hinterfragen, zu modifizieren und notfalls sogar auf den Scherbenhaufen zu
werfen, wenn bessere Argumente oder umfassendere Erfahrungen dies nahelegen.
Und weil wir gerade von Erfahrungen reden: Ganz sicherlich haben Sie
ähnliche Erfahrungen wie ich gesammelt. Es ist ja nahezu ein Naturgesetz,
dass bei der Ideensammlung in Arbeitsgruppen - egal ob es sich um
wertanalytische Ansätze, um PR-Massnahmen, um neue Produkte oder notfalls
auch um die Steigerung der Lebensqualität am Arbeitsplatz handelt - die
Fülle der Ideen und vor allem die Qualität der Ideen exponentiell über der
Zeit,
die die Arbeitsgruppe damit verbringt, abnimmt, d.h. irgendwo gilt, dass
mehr als 80%
aller guten Ideen in weniger als 20% der Zeit generiert werden.
Nach so viel Vorbemerkungen und Binsenweisheiten jetzt zu Ihren Themen
(1) Vorgehensweise Arbeitskreis
Die Arbeitsgruppe bestand aus 8 Personen, deren Berufs- und Lebenserfahrung
breit gestreut war von Ausbildung im DARC über Jura, Technik, PR,
Behördenkontakte bis hin zu Industriemanagement. Und die Palette der Erfahrung in der Arbeitsgruppe ging sogar so weit, dass Thilo Kootz als jemand zur Verfügung stand, der nach meiner Erinnerung die ELL in England nicht nur gemacht, sondern auch bestanden hat. Und die Alterstruktur war breit gestreut - ich schätze mal von 25 Jahren bis hin zu meinen 68 Jahren....
Überwiegend war die Gruppe
mit Befürwortern einer Klasse K besetzt, aber ich habe großen Wert darauf
gelegt, dass auch OMs dabei waren, die dem Thema kritisch gegenüber stehen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich deren Stimme nicht so laut vernommen habe....
Eingeflossen sind ferner die Ergebnisse der Podiumsdiskussion in
Friedrichshafen und die Internetumfrage zum Thema. Und natürlich gab es
zwischenzeitlich eine Reihe von Kommentaren aus den Reihen der Mitglieder,
von OVVs und DVs, bis hin zu Anträgen an das höchste Entscheidungsgremium
des DARC,
die Mitgliederversammlung. Letzterer Antrag zielte darauf
ab, den Verantwortlichen im DARC jede weitere Beschäftigung mit dem Thema -
ich formuliere mal etwas salopp aus der Erinnerung - zu verbieten. Natürlich
überrascht es nicht, wenn die Kommentare überwiegend skeptisch bis ablehnend
waren. Ich sage "natürlich" nicht deshalb, weil ich die Idee der Klasse K
für fragwürdig oder gar schlecht halte, sondern weil es nach aller Erfahrung
so ist, dass sich die Bendenkenträger und Gegner als erste und mit größtem
Nachdruck zu Wort melden. Das ist normal und auch völlig ok.
(2) Nicht ausreichend Zeit
Das Thema Klasse K ist nicht ganz neu. Neulich schrieb mir jemand, dass
er sich
freut, dass jetzt nach zwei Jahren der Diskussion endlich ein Entwurf auf
dem Tisch liegt. Ich selber kenne das Thema erst seit Anfang des Jahres, als mich der Vorstand beauftragte, mich um das Thema zu kümmern.
Nun ist es so, dass der Vorstand das Thema auf der Basis des von der Arbeitsgruppe erarbeiteten Konzepts in seiner Sitzung von Ende
Oktober
behandelt hat, Modifikationen in Richtung Verschärfung der Anforderungen angebracht und beschlossen hat, es möglichst rasch seinen Mitgliedern
bekannt zu geben und Mitte Dezember der Mitgliederversammlung zur
Entscheidung vorzulegen. Wir stehen da zwar unter keinen Terminzwängen, aber
zum einen lehrt die
Lebenserfahrung, dass möglichst langes Kochen das Essen nicht gerade
gesünder und schmackhafter macht, wenn Sie mir den unpassenden Vergleich erlauben und zum
anderen ist es ja so, dass der Amateurrat vor einem Jahr beschlossen hat,
aus Kostengründen nur noch *eine* Mitgliederversammlung p.a. abzuhalten. Die
müsste nach Lage der Dinge ja wohl eher im Herbst eines jeden Jahres
stattfinden, weil eine der vornehmsten Aufgaben der MV ja der Beschluss über
den Haushalt des nächsten Jahres ist. Die Vorstellung, den Beschluss über
eine aus meiner Sicht gute Sache, wie die Einführung einer Klasse K um *ein* ganzes Jahr "auf die lange Bank" zu
schieben, ist für mich in der Tat nicht sehr erfreulich.
Die Distriktsvorsitzenden erhielten den Wortlaut des Konzepts Anfang letzter
Woche; Das Konzept steht heute schon öffentlich zur Einsicht unter
http://www.darc.de/ausbildung/ bereit und scheint auch häufig angeklickt zu werden.
Anfang kommender Woche geht es per OV-info an alle Ortsverbände. Ende
des Monats erscheint die Dezember-Ausgabe der CQ DL. Dort werden die Anträge
an die Mitgliederversammlung in Kurzform vorgestellt. Was den Antrag des
Vorstandes zum Thema Klasse K angeht, wird der Beitrag in der CQ DL einen
Hinweis auf obige URL zum Wortlaut des Konzepts enthalten.
Damit hat *spätestens* Anfang Dezember jedes DARC-Mitglied die Möglichkeit,
sich intensiv mit dem Konzept zu befassen - und notfalls seinen DV über
seinen OVV mit
Hinweisen zu seinem vom Mitglied gewünschten Abstimmverhalten zu
bombardieren, hi.
Ich betone nochmals: Mir geht es *nicht* um Basisdemokratie, sondern
ausschließlich um die Frage, haben wir irgendein Argument übersehen? Gibt es
Argumente, die wir nicht bedacht haben oder deren Bedeutung wir falsch
eingeschätzt haben. Mir geht es nicht - entschuldigen Sie bitte, wenn ich
ungewollt Ihren Blutdruck steigen lasse - um eine Mitgliederabstimmung,
wohl aber um die Chance einer fundierten Meinungsbildung. Klar, für den
basisdemokratischen Ansatz wäre mehr Zeit nicht schlecht, aber
für die simple Frage, haben wir wichtige Themen übersehen oder nicht richtig
berücksichtigt, reichen einige Wochen nach all den Vordiskussionen und
Meinungsaustauschen doch locker aus, oder? Auf die Gefahr hin, Sie noch mehr
zu verärgern, als Sie eh schon verärgert zu sein scheinen: Ich bin ziemlich
sicher, dass es nicht *ein* Argument gibt, das für uns neu ist und das wir
nicht bedacht haben. Und ich bin total sicher, dass wir es nicht allen Recht
machen können. Das ist halt so bei Entscheidungsprozessen. Und nichts ist
schlimmer als lauter faule Kompromisse einzugehen, um es möglichst jedem
gerecht zu machen!
(3) Technisches Niveau/ Eintrittsschwelle
Lieber OM Koch, dies ist so ein Punkt. Lassen Sie mich vorausschicken, dass
ich 1957 meine Lizenz gemacht habe. Damals gab es nur "den Schultheiss"; das
war ein Schulmeister im Ruhrgebiet. Den Schultheiss habe ich nachts mit der
Taschenlampe unter der Bettdecke - damit die Mutter nix merkt - wirklich
studiert und nicht ganz verstanden. Heute glaube ich, dass auch OM Schultheiss nicht alles verstanden hat. Das ist aber ein anderes Thema....; mit 15 bin ich in den OV Bielefeld eingetreten und habe die armen OMs
dort mit Fragen gelöchert. Mit 16 habe ich dann die Lizenz ohne einen einzigen Fehler im Morsen und in der Technik gemacht und "zum Dank dafür" - so bilde ich mir wenigstens ein - zum
17. Geburtstag als einer der jüngsten OMs Deutschlands die Lizenz bekommen.
Und weil mich immer noch die unbeantworteten Fragen gequält haben, habe ich
sogar die Hochfrequenz an der Technischen Hochschule in München studiert.
Aber, lieber OM Koch, schauen wir uns doch in die Augen: Das sind die
Dinausaurier-Karrieren. Damals gab's kein Fernsehen - zumindest wir hatten
keins - damals gab's keine Computer, keine Handys, keine
Satellitennavigation, keine Flüge für DM 100 nach Afrika, keine Drogen, keine Ablenkungen. Damals gab's den
VW-Käfer mit geteilter Rückscheibe - und den besaßen nur die reichen Leute - und den GELOSO und ansonsten nur
Selbstbau; und da schwangen alle Verstärkerstufen, nur der Oszillator
schwang nie auf Anhieb. So war's doch, oder?
Lieber OM Koch: Lassen Sie uns den Realitäten doch ins Auge schauen! Die
Zeiten haben sich massiv geändert. Speziell die jungen Leute haben heute
eine derartige Vielfalt von Lebensentwürfen, derart viele Alternativen, Ihre
Freizeit zu verbringen, eine derart unsichere Zukunft vor Augen, und derart viele Möglichkeiten, sich ihre Zukunft zu verbauen,
dass es immer weniger junge Menschen gibt, die bereit
sind, alles andere für längere Zeit zu vergessen, nur um sich über viele Monate
mit dem Ziel zu kasteien, die Lizenzprüfung zu bestehen.
Man kann das bedauern; aber es ist einfach so. Und weder Sie noch ich werden
die Zeiten zurückdrehen können bzw. auf diese Megatrends auch nur irgendeinen Einfluss nehmen können. Man kann die Realität aber natürlich verdrängen....
Aber es gibt die Hoffnung. Tatsache scheint mir zu sein, dass speziell die
jüngeren Leute heutzutage mehr auf das "Operating" im weistesten Sinn des
Wortes anspringen, als auf das Basteln und Selberbauen. Wahrscheinlich
stimmt die letzte Bemerkung nicht 100%ig, denn zumindest wir haben bei C01 sehr
viel Erfolg mit Bastelgruppen. Aber, was den Amateurfunk anbelangt, so ist
es wohl einfach eine Tatsache, dass das Operating sehr viel attraktiver ist,
zunehmend mehr im Vordergrund steht,
als das Selberbauen. Sie kennen die Studie aus den Niederlanden, die belegt,
dass das einzige AFU-Segment mit Zuwachs das Contesten ist. Und nachdem ich
selber trotz meines fortgeschrittenen Alters ein begeisterter Contester bin,
kann ich nur bestätigen, dass die Teilnehmerzahlen in den großen Contesten
auch in DL von Jahr zu Jahr sehr deutlich steigen.
Also zurück zur Hoffnung:
Die Hoffnung oder das Kalkül ist, dass die Freude an der drahtlosen
Kommunikation das Interesse an der dahinterstehenden Technik weckt. Wenn man
aber die Eintrittsschwelle zu hoch legt, dann besteht gar nicht die Chance,
Freude aufkommen zu lassen, Freude zu wecken.....
(4) Beitrag zur Lösung sozialer/gesellschaftlicher Probleme
Ihren Hinweis verstehe ich schlicht nicht. Zunächst ist mir nicht so geläufig, dass der
Amateurfunk ausschließlich ein technisch-wissenschaftlicher Funkdienst ist. Wahrscheinlich
wissen Sie das besser als ich. Ich war bis heute der Meinung, dass
Amateurfunk schlicht und einfach Amateurfunk ist und Spass macht und die Leute sinnvollem Tun zuführt. Punkt. Und ich bin ziemlich sicher, dass mehr als 99% aller QSOs in der Welt nicht unter wissenschaftlich-technischen Gesichtspunkten, sondern sehr viel profaneren Überschriften gefahren werden. Und 99,99% der QSLs und 99,999% aller Diplome, die jährlich und mit beträchtlichem Aufwand den Weg zu ihren Empfängern finden, nichts, aber auch rein gar nichts mit wissenschaftlich-technisch zu tun haben. Und natürlich ist die Behörde und auch die Politik nicht so weltfremd, das nicht zu wissen.....
Vollends anderer
Meinung als Sie bin ich bezüglich Ihrer Meinung zu Internet-Chats: Ich bin
da mangels Erfahrung wirklich kein Experte, aber die wenigen Male meiner Einsicht in
Internetchats werden mich für den Rest meines Lebens davor bewahren, diese
als eine menschenwürdige Art der Kommunikation zwischen intelligenten
Lebewesen zu betrachten. Selbst die schlimmsten 80m-Runden unterscheiden
sich wohltuend vom Niveau der von mir eingesehenen Internet -chats!!! Aber
vielleicht habe ich einfach nur Pech gehabt.....
(5) Behinderte Menschen
Hoppla. Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass wir Behinderte "vorschieben"
um eine Klasse K "durchzusetzen" oder Behinderte gar als "potentiell unfähig
hinzustellen". Eine solche Fehlinterpretation unseres Konzepts ist schon
krass, lieber OM Koch. Kann es sein, dass Sie sich da im Eifer des Gefechts
einfach vergaloppiert haben?
Mein Vorschlag: Lesen Sie doch bitte nochmals den Text zu Punkt 4 des
Vorworts zu unserem Konzept in Ruhe durch. Sollte es dann immer noch Fragen
zu unserer Motivation geben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
(6) Ausbildungsbetrieb
Dies ist ein Henne/Ei-Problem: Wir brauchen keinen Ausbildungsbetrieb, wenn
sich niemand für eine Ausbildung interessiert oder - anders herum
ausgedrückt: Der beste
Ausbildungsbetrieb nützt nichts, wenn es keine Interessenten gibt. Mein
Hintergrund ist mehr das Marketing und der Vertrieb. Insofern ist für mich
ganz klar, dass beides Hand in Hand gehen muss, aber zunächst muss einfach
mal ein Interesse da sein. Und - lassen Sie es mich sehr verkürzt und
plakativ sagen - das Interesse wird umso höher sein, je weniger schwierig
und je weniger langfristig die Erreichung der Zielmarke erscheint.
(7) Politisches Gewicht/ Mitgliederzuwachs
Absolut richtig: Natürlich sinkt oder wächst das Gewicht des DARC nicht mit
ein paar hundert Mitgliedern mehr oder weniger. Aber, es macht schon einen
Unterschied, ob man sich entgegenhalten lassen muss, dass die Mitgliederzahl
seit 10 Jahren ständig sinkt, oder ob man darauf hinweisen kann, dass die
Mitgliederzahl wieder zunimmt. Und wir reden nicht um ein paar hundert neue
Amateurfunker dank Klasse K. Mir geht es schon um einige tausend!
Natürlich haben Sie Recht - und das lastet auch schwer auf unseren
Schultern - dass es uns in den vergangenen Jahren offensichtlich nicht
gelungen ist, den "Organisationsgrad" also das Verhältnis zwischen der Summe
aller in DL lizenzierten Amateurfunker und der Summe der DARC-Mitglieder
konstant zu halten bzw. sogar noch zu steigern. Wir befinden uns da zwar in
"guter Gesellschaft" mit den Gewerkschaften, aber das ist nun wirklich nicht
mein Maßstab..... Da denke ich schon eher an den ADAC; und dessen Masche ist
offensichtlich, seinen Mitgliedern so viele Vorteile anzubieten, dass kein
vernünftiger Mensch trotz einer miserabelen Zeitschrift und grauenhafter
Werbemethoden aus rein ökonomischen Gesichtspunkten auf eine Mitgliedschaft
im ADAC verzichten kann.
Es gibt also eine doppelte Zielsetzung, nämlich (1) die Zahl der
Amateurfunker in DL zu steigern und (2) davon eine möglichst überproportionale Zahl
für den DARC zu gewinnen. Genau diesen beiden Zielsetzungen dient das Konzept der
Klasse K: Mehr Amateurfunker durch niedrigere Einstiegsschwellen zu gewinnen
und wegen des von uns propagierten Amateurfunkpraktikums neue Mitglieder
frühzeitig an den DARC zu binden.
Ob das klappt, kann kein Mensch mit Sicherheit voraussagen, aber wenn wir es
nicht versuchen, wird es ganz sicher nicht klappen. So einfach ist das und
so wenig Risiko birgt das ganze Konzept in sich.
Damit komme ich auch gleich zu einem weiteren Punkt Ihrer Stellungnahme: Was
passiert, wenn es nicht klappt? Na gar nichts! Was soll denn schon
passieren? Wenn es nicht klappt, wird es keine gravierende Zahl neuer
Amateurfunker geben und schon gar nicht eine deutlich höhere Mitgliedschaft
im DARC. Und das Leben wird halt in erster Näherung so weiter gehen wie
bisher, d.h. irgendwann ist das Ende nahe und die Amateurfunker werden
entweder unter Naturschutz gestellt oder schlicht wegen Bedeutungslosigkeit
all ihrer Privilegien beraubt. So simpel und so folgerichtig ist das.
Einfach Darwin....
Wenn ich Sie richtig verstehe, liegt Ihr eigentliches Problem aber darin,
dass vielleicht zu viele neue Funkamateure entstehen und dass das das
berühmte Niveau senkt. Nun ja, heute gibt es in DL so an die 70.000
Individuallizenzen. Sollten Sie glauben, dass durch die Klasse K einige
zehntausend neue Amateurfunker dazu kommen, dann liegen Sie mit Sicherheit
falsch. Sie rechnen ja persönlich laut Ihrer eigenen Aussage auch nur mit einigen hundert. Ich mit einigen
tausend.... Was auch immer: Auf jeden Fall ist die Zahl "genügend niedrig",
um auszuschließen, dass das *durchschnittliche* Niveau spürbar sinkt, sei es technisch,
betriebstechnisch, oder was auch immer. Die Logik gruppendynamischer
Prozesse ist doch - wenn man mal von Krawallbrüdern absieht - , dass sich relativ wenige "Neuankömmlinge" relativ rasch
und geräuschlos an die Verhaltensweise der Mehrheit anpassen, weil die allermeisten Menschen
eben nicht gerne Aussenseiter sein wollen bzw. nicht gerne als solche erkannt werden möchten.
Wo also ist das Problem? Lassen wir doch
bitte die Kirche im Dorfe.... Einige Tausend neue Mitglieder helfen uns, den
Service für unsere Mitglieder und vor allem den Umfang unserer
Interessenvertretung gegenüber Behörden und (Normungs-)Gremien aufrecht zu
erhalten oder gar ausbauen zu können, ohne dass uns dadurch irgendwelche
nennenswerten Nachteile erwachsen.
Ist doch eine gute Sache, oder?
(8) Gewinnung von Nachwuchs/Nachhaltigkeit
Schön, dass wir uns einig sind, dass die Gewinnung von Nachwuchs wichtig
ist. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Sie ist essentiell, sonst können
wir einpacken und da nützt auch kein elitäres Schwadronieren etwas!
Entschuldigen Sie meinen pragmatischen und wenig elitären Ansatz in dieser
Sache: Ich will die neuen Amateurfunker erst einmal in unserer
Mitgliederdatei sehen. Nachhaltigkeit und Qualität ist dann der zweite
Schritt und da sind wir natürlich alle gefordert; aber warum sollten wir da
verzagen? Natürlich können wir das! Aber lassen Sie mich das auch sagen: Das
kann der DARC e.V. nicht aus der Zentrale heraus. Da sind speziell die
Mitglieder und die OVVs gefordert. Integrationsarbeit und aufmerksame
Betreuung von "Neuankömmlingen" kann nur vor Ort erfolgen mit dem Ziel,
"Nestwärme" zu bieten. Und da ist es nicht zielführend, wenn neue oder gar potentiell neue Mitglieder bei OV-Abenden am "Katzentisch" sitzen müssen und sich die Heldentaten der älteren Herren anhören müssen.
(9) Klasse E zu schwierig?
Natürlich ist die Klasse E nicht "zu schwierig", denn sie wird ja
schlussendlich von vielen Anwärtern bestanden. Die Frage ist doch eine
andere, nämlich die, ob es da draußen eine zahlenmäßig nennenswerte Gruppe von Menschen
gibt, die zwar durchaus Interesse am Amateurfunk haben, denen aber die
Vorbereitung auf die Prüfung einfach zu langwierig und zu aufwendig ist.
Wir meinen: Ja, die gibt es! Die Klasse K ist von uns in Übereinstimmung mit den
Vätern der Idee, der IARU und den europäischen Fernmeldeverwaltungen, ja als
"Durchgangsstation" - eben als "Einsteigerklasse" - konzipiert. Es geht
darum, erst mal "Blut zu lecken" und wir hoffen/glauben, dass die
Bereitschaft, sich weiterzubilden und die Qualifikation für höherwertige
Lizenzklassen zu erwerben, deutlich steigt, wenn der Funke erstmal
übergesprungen ist: "L'appetit vient en manger" - der Appetit kommt beim
Essen - sagen die Franzosen.
Ich bin nicht genügend Amateurfunkhistoriker, um beurteilen zu können, was
man sich seinerzeit bei der Konzeption der alten Klasse 3 gedacht hat, aber
Tatsache ist, dass der Fragenkatalog für die alte Klasse 3 nur rund ein
Drittel des Umfangs der heutigen Klasse E aufwies. Die alte Klasse 3 hat den
Amateurfunk doch nun wahrlich weder zugrunde gerichtet noch das Niveau
verkommen lassen. Warum soll das denn nun ausgerechnet die Klasse K
bewirken?
(10) Hohe Kosten
Einverstanden. Die Prüfungskosten sind hoch. Die BNetzA bzw der Rechnungshof
sagen zwar, dass die Gebühren nicht kostendeckend sind, aber das ist ein
anderes Thema. Und nicht nur die Prüfungskosten sind sehr hoch, sondern auch
die Reisekosten zu den Prüfungsstandorten werden für immer mehr
Interessenten immmer höher - nicht weil das Benzin oder die Bahn teurer
werden, sondern weil wegen sinkender Prüfungszahlen immer mehr
Prüfungsstandorte wegfallen und damit die mittlere Entfernung zu den
verbliebenen Standorten steigt.
Hierzu zwei Anmerkungen, nämlich
(10.1) Wie Sie wissen bemüht sich der Vorstand und insbesondere mein
Vorstandskollege Dr. Walter Schlink seit langem und mit Intensität darum,
die Durchführung der Prüfungen auf die AFU-Verbände zu übertragen.
Wesentliches Ziel dieses Vorstoßes ist die Reduzierung der Prüfungskosten.
Leider hat die Behörde bisher kein offenes Ohr für diese Vorschläge. Die
offizielle Begründung für die Ablehnung heißt stark verkürzt "hoheitlicher
Akt". Ob es da noch eine "hidden agenda" gibt, kann zwar vermutet werden,
aber Sie werden verstehen, dass ich derartigen Vermutungen hier keinen Raum
geben darf.
(10.2) Keine Frage, die Kosten sind hoch und für einige vielleicht zu
hoch. Wir arbeiten dran, aber ich kann nicht versprechen, dass sich das bald
ändern wird. Bitte halten Sie sich aber auch vor Augen, für was denn heute
alles so Geld ausgegeben wird von Klingeltönen bis Autozierrat, von
Designerklamotten bis Fussballeintrittskarten von Anreisen zu
Sylvesterpartys unter dem Brandenburger Tor bis zu ich weiß nicht was. Wie
immer im Leben, es sei alles jedermann von Herzen gegönnt, aber am Ende des
Tages geht es immer wieder um das Festsetzen von Prioritäten. Ob die
derzeitige Höhe der Prüfungskosten tatsächlich ein killer-Kriterium für eine
große Zahl von Prüfungsaspiranten ist, weiß ich nicht. Ich vermute eher,
dass das kein entscheidender Punkt ist, aber zweifelsohne ein wichtiger
Punkt.
(11) Technisches Niveau sinkt
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: 70.000 zu einigen hundert - wie Sie
unterstellen - das liegt in der 1%-Gegend. Ich kann mir nicht gut
vorstellen, dass es irgendein Verfahren à la Pisa gibt, dass - allein schon
aufgrund dieser Relation - eine Veränderung des *durchschnittlichen*
technischen Niveaus überhaupt feststellen kann. Das geht einfach im Rauschen
unter, oder - um es etwas anspruchsvoller auszudrücken - das liegt mit
Sicherheit innerhalb der unvermeidlichen Unschärfe der Messmethode. Und
selbst wenn es einige tausend sind - wie ich hoffe - dann gilt die Aussage
nahezu unverändert: Es wird kein signifikantes Absinken des
*durchschnittlichen* technischen Niveaus geben. Und vergessen Sie nicht: Die
von uns konzipierten Randbedingungen für die Klasse K sind so gewählt, dass
erhebliche Anreize bestehen (Leistung, Bänder, Upgradefähigkeit, Harmonisierung, d.h. Nutzung der Lizenz im Ausland), die nächst
höhere Stufe zu erklimmen. Die Klasse K ist von uns als "Durchgangsstadium"
konzipiert.
Öffentlichkeit: Die Öffentlichkeit, die ich kenne, macht keinen Unterschied
zwischen CB-Funk und Amateurfunk: Alles schlecht, weil Umweltverschandelung,
Strahlung und Störungen im Küchenradio.
Politik: Da sind in den letzten Jahren große Fortschritte sowohl in Brüssel
als auch in Berlin erzielt worden. Einige für unsere Belange sehr wichtige
Politiker kennen sich da inzwischen recht gut in Sachen Amateurfunk aus,
nicht zuletzt Dank intensiver Lobbyarbeit von Leuten wie meinem
Vorstandskollegen Dr. Walter Schlink, oder unserem EMV-Referenten Ulfried
Überschar, DJ6AN, aber auch Thilo Kootz von der Geschäftsstelle und
beispielsweise Christian Entsfellner, DV Distrikt C, oder meinem Vorgänger
im Vorstand, Hans-Jürgen Bartels, DL1YFF - um nur einige wenige zu nennen.
Ich meine, das ist gut gelaufen und ich bin sicher, dass denen nicht der
Gedanke von absinkendem technischen Niveau kommt.
Arbeitgeber: Hier sollten Sie unterscheiden: Der Personalchef von Rhode &
Schwarz und vor allem die Abteilungsleiter in den Entwicklungslabors von
Rhode & Schwarz oder Hagenuk oder, oder, oder kennen sich gut aus. Die
werden sich auch nicht mit dem Hinweis abgeben, dass jemand Amateurfunker
ist, sondern werden nach der Klasse fragen. Meine persönlichen Erfahrungen
mit der Leitung von Entwicklungsabteilungen liegen inzwischen einige
Jahrzehnte zurück. Ich habe bewußt zwei Amateurfunker eingestellt. Davon war
der eine zwar nicht toll, aber ok, den anderen habe ich nach Ablauf der
Probezeit nach Hause geschickt. Ist aber natürlich statistisch nicht
signifikant. Den größeren Teil meines Berufslebens habe ich in leitender
Funktion in der Fertigung, in der Projektierung, im Marketing und im
Vertrieb verbracht. Da ist Amateurfunk kein nennenswertes Auswahlkriterium;
da geht es z.B. um so Dinge wie Teamfähigkeit, physische und psychische
Belastbarkeit, regionale und geistige Beweglichkeit, Sprachkenntnisse, interkulturelle Fähigkeiten, Persönlichkeit etc. Ich kann das in der Breite der deutschen Industrielandschaft nur eingeschränkt
beurteilen, aber bei dem deutschen Großunternehmen, in dessen Dunstkreis ich
praktisch mein ganzes Berufsleben verbracht habe, war es unabhängig von der
Lizenzklasse nicht karrierefördernd, sich als Funkamateur zu "outen". Da
waren "Profi" oder "professionelles Vorgehen" die magischen Worte. Ich habe
meine Liebe zum Amateurfunk zwar nie verschwiegen, erinnere aber durchaus
die verwunderten Blicke manchen Vorstands, dass ich es trotzdem "so weit"
gebracht habe, hi.
(12) DOler
Verstehe ich nicht, warum die problemlose Einführung der DOler kein Argument
ist. Ich war zwar damals nicht involviert, aber ich bin unbesehen ziemlich
sicher, dass auch damals die "üblichen Verdächtigen" mit großer Stimmkraft
und Schreibgewalt dagegen waren. Und was ist passiert? Gar nichts. Ich kann
das zwar nur aus der Sicht des Contesters beurteilen, aber da gibt es einfach
überhaupt nix zu meckern. Die DOler machen das einfach prima. Und warum soll
man nicht von n auf n+1 schließen dürfen?
(13) CB-Niveau
Sie haben Recht: Eigentlich wird in (8c) des Konzepts nur (8b) mit anderen
Worten wiederholt. sri.... Hat historische Hintergründe zur Entstehung der
Papierversion des Konzepts. Die Wiederholung macht die Aussage darum aber
nicht falsch..
(14) Technik-Anforderungen
Mir ist nicht klar, welche "Technik-Argumentation der ELL-Gegner" Sie
ansprechen. Mir ist nur die sehr allgemeine und unspezifische Befürchtung
eines Absinkens "des Niveaus" als Argument bekannt. Wenn es spezifische
Themen gibt, bitte ich um Hinweise. Wir werden uns gerne damit
auseinandersetzen. Und vergessen Sie nicht: Das Konzept ist so ausgelegt,
dass Selbstbau auch kritischer Teile wie Oszillatoren und Sender erlaubt
sein soll. Ich bin sicher, dass die Behörde schon ein Auge darauf haben
wird, dass die Risiken des Eigenbaus und die sich aus der Prüfungsstruktur
ergebenden Anforderungen an die Prüflinge in einem gesunden Verhältnis
zueinander stehen.
(15) DN-Calls
Ich sagte es ja schon, ich bin leider nicht der Spezialist für die Details.
Mein Verständnis der DN-calls geht dahin, dass es sich um Situationen
handelt, in denen ein nicht zur Ausführung des Amateurfunks berechtigter
Mensch *unter Aufsicht* zu Ausbildungszwecken am Amateurfunk teilnehmen
kann. Da kann er sich das Rüstzeug z.B. zum Komplex "Betriebstechnik"
holen. Na prima. Wenn das die Eckpfeiler der DN-Lizenzen sind, dann verstehe
ich nicht, wie man die aufbohren kann, denn bei der Klasse K geht es ja u.a.
um *eigenständige* Teilnahme am Amateurfunk ohne Beaufsichtigung einfach so aus dem Wohnzimmersessel heraus
und um Eigenbau. Wie soll sich das mit dem Grundgedanken der DN-Lizenzen
verheiraten lassen. Aber vielleicht stehe ich ja auf dem Schlauch..... Und
wenn man es schon verheiraten kann, dann fiele dem mit Sicherheit die
Grundidee der DN-Lizenz zum Opfer und das wäre ja nun wirklich schade, oder?
(16) Vergleich mit England
Natürlich haben Sie Recht, dass der Boom bei den Lizenzierungen in England
seine wesentliche Ursache im Wegfall der CW-Prüfung hat. Das haben wir auch
nie anders gesehen oder anders behauptet. Nichtsdestotrotz ist es aber doch
bemerkenswert, dass gleichzeitig die Lizenzierungen in der *höchsten Klasse*
zugenommen haben. Natürlich ist denkbar, dass all die hochkarätigen
Techniker bisher unfähig oder unwillens waren, das Morsen zu erlernen. Und
natürlich stellt das Morsen schon eine gewisse Schwelle dar auch wenn ich persönlich 12 wpm
wirklich für kein echtes Thema halte.
Es ist mir aber auch ziemlich egal, denn wir wollen die Klasse K ja nicht,
weil sie in England so große oder so geringe Erfolge hatte, sondern wir
stellen fest, dass es weder auf den Bändern noch bezüglich der
Zulassungszahlen irgendeinen Hinweis gibt, der uns unerwünschte
Entwicklungen des Amateurfunkwesens in Deutschland befürchten ließe. Eher im
Gegenteil. Und das reicht mir doch völlig. Insofern werde ich Frau
Hildebrandt auch nicht veranlassen, Ihnen jetzt rasch Zahlen aus England zu
besorgen. Die sind zwar evt. im Sinne von "nice to have" interessant, aber nicht essentiell für unsere
Entscheidung.
Um auf ein etwas anderes Thema abzuschweifen: Ich kenne kein Thema, bei dem
man sich durch simples Nachmachen in Spitzenpositionen manövrieren konnte.
Auch die Japaner haben ihre dominierende Rolle im Automobilbau nicht durch
Kopieren erreicht, sondern dadurch dass sie als erste begriffen haben, dass
die Leute schlicht keine Lust haben, ihre Zeit in Werkstätten zu verbringen
und ihr Geld für Reparaturen auszugeben. Die Qualität ihrer Autos haben die
Burschen zu Weltmarktführern gemacht und nicht der Versuch, Mercedes zu
kopieren..... Insofern ist das, was in England passiert zwar interessant, aber es ersetzt nicht, selber nachzudenken, sich eine eigene Meinung zu bilden.
(17) Harmonisierung
Das sehe ich auch so; das ist ein Schwachpunkt. Nicht zuletzt unser
deutsches Bestehen auf dem Selbstbau läßt die Harmonisierung der
Einsteigerlizenz in weite Ferne rücken. Das ist halt die Crux: Unsere Nachbarn sehen das lockerer als wir in Deutschland.
A b e r: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt; und das ist so auch völlig ok, solange man das Ziel mal klar definiert hat und nicht aus den Augen verliert. Mitunter ist es sogar sinnvoll, einen Zick Zack-Kurs einzulegen, wenn der Weg sonst zu steil wird; aber das Ziel muss immer klar sein: Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden! Ich habe jahrelang schwierige und schwierigste Klettertouren in den Alpen und große Trekkingtouren im Himalaya unternommen. Ich weiß, wovon ich spreche.
Ganz unabhängig von "Bergsteigerphilosophie": Natürlich wäre es schön, wenn der Klasse-K-Lizenzler seinem Hobby auch beim Urlaub in England legal nachgehen könnte. Die Welt wird nicht untergehen, wenn er das zunächst nicht kann, aber vielleicht verleitet ihn der Wunsch, von der bed & breakfast Stelle aus funken zu können dazu, möglichst rasch die Hürde der E-Lizenz in Angriff zu nehmen. Und das ist ja genau das, was wir wollen...... Also lassen Sie uns auch in diesem Punkt die Kirche im Dorf behalten und das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: Schön wär's, aber das sind alles Nebenkriegsschauplätze......
(18) 10 W EIRP
Ihr Wissensstand ist da offensichtlich ein fortgeschrittenerer als meiner. Ich habe bis heute immer geglaubt, dass der Dipol knapp 3 dB, genauer 2,15 dB, Gewinn in der Hauptstrahlrichtung über den sagenhaften Isotropstrahler hat. Sie sagen er hat 7 bis 8 dB. Vielleicht senkrecht nach oben, wo's nun wirklich niemanden stört? Ich weiß es nicht. Vielleicht bezieht sich mein Wissensstand auf den virtuellen Freiraum und Ihrer auf den realen Salzwasseruntergrund. Ich weiß es nicht; ist mir auch ziemlich egal. Sicherlich wird mich ein Berufener aufklären.... Aber wir sind uns natürlich völlig einig, das 10W EIRP wenig ist und dass damit abends auf 80m in SSB wenig Staat außerhalb der OV-Runden zu machen ist.
Aber wie das so ist im Leben: Man kann nur einen Tod sterben und wir mussten uns entscheiden zwischen dem Zwang zur Selbsterklärung, die wir den Einsteigern nun wirklich nicht antun wollten, nachdem schon die "gehobenen Klassen" das Thema bisher schon so sträflich zu vernachlässigen scheinen, und der Möglichkeit, überhaupt am Amateurfunkdienst teilzunehmen und da speziell zur Betätigung in den digitalen Betriebsarten zu animieren, die ja auch bei mickrigsten Signalen noch eine erstaunlich gute Lesbarkeit ermöglichen. Wir haben uns für Letzteres entschieden nicht zuletzt vor dem Hintergrund - bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie allmählich immmer wieder mit den gleichen Argumenten langweile - , dass die Klasse K nach unserem Konzept nur ein Durchgangsstadium zu den "höheren Weihen" darstellt.
Sie argumentieren, dass es, wenn man Ihrer Rechnung mit den 7 bis 8 dB folgt, kaum kommerzielle Produkte gibt, die so wenig Leistung können. Sehe ich auch so. Aber - nachdem wir ja Selbstbau wollen - wo ist denn bei den geringen Leistungen das Problem, ein Dämpfungsglied aus drei Widerstandswerten in Form eines T-Glieds zu bauen? Das würden Sie und ich in 5 Minuten ausrechnen und in weiteren 10 Minuten aus der Bastelkiste realisieren, oder? Na ja, bei mir dauert alles inzwischen etwas länger: Sagen wir in Summe 30 Minuten. Und ein Überbrückungsrelais für den Empfangsfall brauchen wir auch nicht, denn bei der geringen Leistung wird man eh nur Stationen anrufen, die laut hereinkommen. Wo ist also das Problem, wenn man mal von dem psychologisch belastenden Aspekt absieht, dass es weh tut, zunächst HF-Leistung zu erzeugen, um sie anschließend in Dämpfungsgliedern wieder teilweise zu verbraten?
(19) Warum laufen uns die Mitglieder davon?
Lassen Sie mich einen großen Sprung machen, denn ich glaube, dass auf alle Ihre weiteren Argumente bereits von mir eingegangen wurde. Wenn nicht, bitte ich um entsprechende Hinweise. Ich stehe gerne zur Verfügung.
Ja, es stimmt: Wir verlieren mehr oder weniger ständig Mitglieder. Nicht direkt dramatisch, weil im niedrigen einstelligen Prozentbereich, aber natürlich deutlich beunruhigend. Und selbstverständlich ist es eine der vornehmsten Aufgaben des Vorstandes, etwas dagegen zu tun. Erlauben Sie mir, auf dies äußerst wichtige Thema an dieser Stelle derzeit nicht weiter einzugehen. Es würde sonst den Rahmen meiner Stellungnahme vollends sprengen.
Aber lassen Sie mich doch noch dies abschließend sagen: Niemand im Vorstand oder in der vom Vorstand beauftragten Arbeitsgruppe ist so naiv, sich von der Einführung einer Klasse K zu versprechen, dass sie alle Probleme des Mitgliederschwunds etc. löst. Natürlich nicht. Aber es ist *ein* Stein im Mosaik der erforderlichen Maßnahmen.
(20) Schlussbemerkung
Nochmals Dank für die Mühe Ihrer Stellungnahme, lieber OM Koch. Ich würde mich freuen, wenn es mir mit meiner Antwort gelungen wäre, Ihnen die Befürchtung zu nehmen, dass der Vorstand blindlings mit seiner Unterstützung für eine Klasse K die Zukunft des Amateurfunks verspielt. Wir haben nachgedacht, wir haben strukturiert und wir sind nach gewissenhafter Prüfung der relevanten Einflussfaktoren ganz klar der Meinung, dass Chancen bestehen, ohne dass wir nennenswerte Risiken eingehen müssen. Und das sind die klassischen Situationen, in denen man einfach handeln muss!
vy 73 de Rudolf, DJ3WE
Dipl.-Ing. Rudolf Schwenger
DJ3WE
Hubertusweg 4
OT Hohenthann
83104 Tuntenhausen
Tel.: 08065-9195
Fax: 08065-9196
mobil: 0171-2270323
email: dj3we at darc.de
PS: Eigentlich ist meine Stellungnahme ja schon genügend lang ausgefallen. Als ich aber gerade zur Entspannung den BCC-Reflektor auf neue Posteingänge überflogen habe, fielen mir gleich mehrere Mitgliedsbeiträge von teilweise äußerst prominenten Contestern und DXern auf, die erstaunlicherweise fast alle zustimmend waren. Das hat mich, weil völlig unerwartet, so gefreut - sri, Vorstandsmitglieder sind halt auch nur Menschen - dass ich mir nicht verkneifen kann, sie hier anzuhängen. Mir ist selbstverständlich klar, dass Sie mühelos für jeden zustimmenden Kommentar 10 ablehnende Kommentare generieren können.... Nur zu, ich werde das nicht nur mit Fassung ertragen, sondern mich mit ihnen auch auseinandersetzen, wenn es denn neue Argumente geben sollte.....
Hallo BCCler,
ich kann aus Irina eigener Erfahrung unterstuetzen. Ich habe die englische
Einsteigerlizenz gemacht (Foundation Licence, Praefix M3). So konnte ich
das Hobby kennen lernen, ohne erst viel buefflen zu muessen. Fuer die
grosse Lizenz habe ich dann gelernt, waehrend ich schon mal funken konnte:
mit Praxis war das viel einfacher.
In GB ist die Einsteigerklasse ein Wahnsinns-Erfolg. Anfangs kamen 3000
neue Leute im Jahr, mittlerweile hat es sich auf etwa tausend
eingependelt. Es werden sogar neue Clubs gegruendet. Allerdings ist der
Engpass derzeit bei Public Relations und Ausbildungsplaetzen. Kleiner
Nebeneffekt: SWL ist faktisch ausgestorben und selbst Hardcore CBler haben
mittlerweile alle eine Amateurfunklizenz (ich kenne sogar einige Piraten,
die jetzt Funkamateure sind).
Die Einsteigerklasse ist besonders jugendfreundlich. Viele Pfadfinder
machen einen Foundation-Kurs fuer ihr Kommunikationsabzeichen und Schulen
bieten Funkkurse in AGs an. Es gibt uebrigens recht gute Contester, die
die Foundation Licence haben oder mit der Foundation Licence angefangen
haben :-)
Also: Die K-Lizenz ist die Zukunft.
73 Daniel M0ERA
On Tue, 18 Nov 2008, Irina Stieber wrote:
> > Hallo BCCler,
> >
> > es werden sicher nicht alle im RRDXA-Reflektor lesen, deshalb erlaube ich mir ein paar Erläuterungen sowie die Ergänzung mit meiner Meinung:
> > Es gibt einen Vorschlag zur Einführung einer Einsteigerklasse:
> > http://www.darc.de/ausbildung/>
> > und den Link dort:
> > <http://www.darc.de/ausbildung/dateien/klassek.pdf>
> > Ganz kurz bedeutet es, dass man mit weniger Technik-Anteil und Leistungsbeschränkung (< 10 W EIRP)auf 80m und 10 m sowie noch 2m/70cm/10 GHz funken kann. Entscheidend ist aber, dass man ein sog. Betriebspraktikum nachweisen muss, bei dem grundlegende Elemente des Stationsaufbaues und -kontrolle sowie Betriebsdienst nachgewiesen werden müssen.
> >
> > Ich finde diesen Vorschlag sehr gut. Aktuell ist mir die Technikhürde bei der sog. Einsteigerklasse entschieden zu hoch. Gerade Interessierte ohne dem absoluten technischen Hintergrund (sei es kein techn. interessiertes Elternhaus, sei es noch kein Physik etc. in der Schule usw. usw.) hätten jetzt endlich auch die Möglichkeit, ohne frustrierendes Auswendiglernen von technischen Details, die sowieso nicht verstanden geschweigedenn angewendet werden, aktiv auf die Bänder zu gehen. Ich sehe hier wirklich Chancen unc ich denke NICHT, dass sich unser Niveau absenken wird (klassisch stammen ja aktuell die nivealosen Funker leider nicht aus den Einsteigerlizenzen sondern woanders her).
> >
> > Ich begrüße diesen Vorschlag und werde einen Teufel tun, dagegen vorzugehen. Ich würde mich aus contestersicht übrigens auch auf die neuen freuen, auf 80m kann man schon viele Conteste bestreiten und über kurz oder lang geht auch wieder was auf 10m.
> >
> > Ich werde den Vorschlag in meinem OV diskutieren und sehe gerade in unserer Ausbildungsarbeit neue Ansatzpunkte für Erfolgserlebnisse der Newcomer....
> >
> > Was meint Ihr dazu??? Über eine Diskussion würde ich mich freuen. Ich sehen aus meiner Sicht keine Sinn darin, die Lizenz zu verhindern - eher im Gegenteil, dass wir als BCC Unterstützung beim Praktikum geben können....
> >
> > 73 Irina
>
Tach,
ich verstehe die ganze Aufregung auch nicht.
In England scheint es doch mit den M3-Lizenzen ganz gut zu laufen.
Ich habe selbst schon etliche QSOs - auch in Contesten - mit M3-Calls
gefahren, die sicher auch nicht schlechter abgelaufen sind, wie mit
höheren Lizenzklassen.
Ich würde es begrüßen, wenn durch die neue Lizenzklasse K tausend
(oder mehr) neue Funkamateure in DL "geschaffen" werden könnten.
Die Interessenlage sieht doch heute völlig anders aus als vor
50 Jahren. Heute wird sicher keiner von den "Neuen" auf die Idee
kommen wollen, sich einen Kurzwellen-Sender selbst zu bauen (na ja,
von Ausnahmen vielleicht mal abgesehen...) - insofern ist es doch
naheliegend, auch die Radbedingungen entsprechend anzupassen.
Heute wollen sich die "Neuen" doch eher ein Gerät kaufen und damit
legal (!) QSOs fahren. Kommen sie dabei auf den Geschmack, dann
steigt sicher auch das Interesse an Technik, Theorie und weiterer
Ausbildung.
Insofern ist es m.E. völlig in Ordnung, die technische Hürde für den
EINSTIEG niedrig anzusetzen - und stattdessen das Haupt-Augenmerk
auf das richtige "Operating" zu legen, was die Jungs ja in ihrem
"Betriebspraktikum" vermittelt bekommen sollen.
Und genau HIER können wir als "Erfahrene" Gutes tun und den Jungs
auf den richtigen Weg helfen.
73 Ben
DL6FBL
Freundliche Grüße
Bernd Och
Dipl.-Ing.
WCT (WatchGuard Certified Trainer)
WCSP (WatchGuard Certified System Professional)
MCSE (Microsoft Certified Systems Engineer)
[Tel] 0661/9440-201
[Fax] 0661/9440-100
[Mobile] 0171/3831200
__________________________________________________________
Firmensitz: BOC Computersysteme GmbH * Chr.-Wirth-Str. 18 * D-36043 Fulda
Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Bernd Och, Thomas Heppe
Amtsgericht/Handelsregister: Fulda 5 HRB 1290 - USt.-ID-Nr. DE8
Hallo
ich habe gestern (!!) "meiner" Distriktsvorsitzenden, die den Distrikt Württemberg bei der MV vertritt per e-Mail mitgeteilt, dass ich die geplante Lizenzklasse K ausdrücklich befürworte und sie gebeten entsprechend zu stimmen.
So - und nur so - kommt frisches Blut "rein" und mir ist kein NEUER bekannt, der absichtlich oder aus fehlenden Technikkentnissen stört!
Gerade die "neuen" sind heiß und bereit, dazu zu lernen!
Wir alle waren mal NEUE! Mit CW und ohne!
Und wer Interesse hat - auch nach der ersten Sturm- und Drangzeit - wird dabeibleiben und immer besser werden.
Und er wird sicher auch Conteste mitmachen wollen!
Sehen wir das "K" als - KOMM !!!
Klaus
dk1ax
Hallo,
Zwar bin ich auch für die Öffnung des Amateurfunks für alle Level der
Bildung.
Einzige Bedingung von mir: Der akt. Status des Amateurfunks Stichwort:
"experimenteller, technisch-wissenschaftlicher
Funkdienst" ...Selbstbaurecht und AFuG sind zu wahren!
Insofern stimme ich dafür, diesbezügliche Einwände aus der Stellungnahme
von DL8LBK nicht einfach "wegzuwischen"
oder emotional abzustimmen, sondern sie einfliessen zu lassen. Wenn der
Regulierer und der Gesetzgeber dabei mitgeht:
dann bitte auch die Klasse K, ansonsten STOP.
Thomas, DL5MO
Irgendwie ist es wie damals, als die C-Lizensler auch KW machen durften oder
es um die Einführung der DO-ler Klasse ging. Das nennt man wohl typisch Deutsch.
Ich bekomme es life mit, mit der Nachwuchsförderung in der Schule.
Das Interesse sink immer weiter und meine Frau macht in Ihren Klassen
massiv Werbung, damit der AFU-Kurs nicht ausstirbt.
vy 73 Tom
Wie gesagt, der völlig ungefilterte Posteingang der letzten 90 Minuten am hellichten Tag bei mir auf dem BCC-Reflektor.
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