[RRDXA] nochmal der Hamster

Hans-Juergen Bartels hj.bartels at uni-bielefeld.de
Fri May 4 13:21:51 EDT 2007


Hallo Freunde,

freut mich, daß der Spiegelartikel so gut angekommen ist. Außerdem 
wurden wir Funkamateure auch nicht erwähnt. Ich persönlich empfand ihn 
als treffende Darstellung einer Realsatire, wie sie heutzutage in 
unserer kranken Gesellschaft zunehmend zu finden ist. Ich hatte, wie 
schon erwähnt, auch mit dem Redakteur (kommt man übrigens schwer dran, 
an die Leute vom Spiegel) gesprochen, und er nahm sich Zeit, so daß wir 
uns etwa eine Viertelstunde über den blühenden Unsinn, der in DL 
gedeiht, unterhalten konnten. Er selbst kennt auch Amateurfunkt, ist 
selbst aber nicht FA. aber zumindest scheint sein technisches 
Verständnis nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Ich werde ihn bei 
Gelegenheit auch nochmal ansprechen, wenn es Probleme gibt.

Aber noch ein paar Bemerkungen zu diesen "Strahlungsexperten". Man muß 
klar sehen, daß mit diesem ganzen Mist ein Haufen Kohle zu machen ist, 
indem hierzulande diffuse und idiopathische Ängste geschürt werden, 
insbesondere, weil sich die Gesundheit und angrenzende Gebiete 
inzwischen zu einer Ersatzreligion gemausert hat. Alles nur Gesundheit, 
und Rauchen ist schädlich, und Trinken, und Essen, und Bumsen usw usw. 
Und überall gibt es Feinstaub, und alles muß BIO sein. Ich frage mich, 
wie wir es als Spezies überhaupt bis ins 21. Jahrhundert geschafft 
haben. Und iin Großteil der  Presse fährt auf diesen Mist auch richtig 
ab. Bad news is good  news.
Ich habe so das Gefühl, daß sich die Sensibilitäten und Befindlichkeiten 
besonders häufig bei Frauen einstellen (Feministinnen, haltet euch 
zurück!!), die, aus welchen Gründen auch immer, möglicherweise 
signifikante Defizite in technischen Bereichen haben könnten. Das wird 
natürlich weidlich ausgenutzt, denn ich kann mir kaum vorstellen, daß 
diese Gutachter und Experten so einen Mist für wissenschaftliche 
Erkenntnis halten. Aber es scheint wohl zu sein, daß durch Esoterik, 
Besprechen, Traumdeutungen, Wundermittelchen und was es da sonst noch so 
gibt -  selbst Nasenpopel wurden vermarktet - den Opfern das Geld aus 
der Tasche gezogen wird. Dazu kommt dann noch wie in dem Hamsterfall ein 
repräsentatives Meßgerät, das entsprechend aussieht und Ausschläge 
verzeichnet, und schon ist die Idealsitutation zum Abkassieren gekommen. 
Wir könnten das ja auch entsprechend machen. Den Leuten einreden, daß 
die Welt gefährlich und nur durch geeignete Maßnahmen das Überleben 
gesichert ist, wobei die Wellenbereiche des Amateurfunks aber gerade die 
entscheidenden und gesundheitsfördernden sind.

Noch zwei hübsche Beispiele für den Unsinn, der verzapft wird.

Ich selbst habe ein rechtskräftiges Urteil des Bielefelder Landgerichts 
(eigentlich auch wegen solcher Sensibilitäten und Störungen) mit dem 
Tenor, daß ich 1. dafür Sorge tragen muß, daß kein Blitz einschlägt, und 
ich
2. nur im Megaherzbereich senden darf. Auf meine Frage in der damaligen 
Verhandliung, wass denn wäre, wenn ich nötigenfalls auch mal in den 
Kiloherzbereich wechseln müßte, kam die Antwort des Richters, daß ich 
das nicht dürfe. Wie schrieb Ludwig Thoma vor mehr als hundert Jahren in 
seiner Kurzgeschichte DER VERTRAG?: "Alois Eschenberger war ein guter 
Jurist und auch sonst nur von mäßigem Verstande. Er kannte nicht das 
Wesen der Dinge, ihn interessierte nur, wie er dieselben unter das Recht 
subsumieren könnte." (Zitat Ende) Aber unter solchen Juristen haben auch 
heutzutage Funkkollegen zu leiden.

2. Geschichte.
Bei uns in der Nähe (Bad Oeynhausen-Volmerdingsen hatte vor zig Jahren 
die Kirchengemeinde mal einen riesengroßen Findling hinkarren lassen, 
weil das Dorf schöner werden sollte. Vor etwa 3 oder 4 Jahren bildete 
sich dort eine Bürgerinitiative und Leitung einer Einwohnerin (mit 
Bindestrich), welche die Forderung erhob, daß der Findling zu 
verschwinden habe. Begründung: Der Finling reflektiert Erdstrahlen, und 
deswegen wären in der Nachbarschaft schon Leute krank geworden. Und es 
hätte auch schon einen Todesfall gegeben.  Na gut; die Kirche steckte in 
einer schwierigen Situation, und um des lieben Friedens willern mit der 
Gemeinde machte sie gute Miene zum bösen Süiel.  Es wurde schweres Gerät 
bestellt, um den 40-Tonnen-Brocken zu entfernen. Leider ging das in die 
Hose, denn das Teil mit 40 Tonnen Gewicht ließ sich nicht von der Stelle 
bewegen. Also liegt er da heute auch noch und reflektiert. Amen

So. das war's mal wieder aus Bielefeld, das trotz aller gegenteiligen 
Behauptungen existent ist. Ich hoffe, ich habe euch nicht gelangweilt, 
und wenn ja, dann ist die Kunst, sich mit Anstand zu langweilen ;-)
vy 73
Hans-Jürgen, DL!YFF



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