[AGCW] EUCW - Ereignisbericht Halbjahr 2/2013
Tom DF5JL
df5jl at web.de
So Dez 15 10:44:06 EST 2013
Lbr OM Rolf,
1. Amateurfunk ist ausdrücklich Experimentalfunk. Das schließt die
Entwicklung neuer Betriebsarten und Verfahren ein - und macht nur dann
Sinn, wenn man diesen neu entwickelten Betriebsarten und Verfahren auch
Frequenzen zur Verfügung stellt. In so fern beinhaltet dieser Ansatz
eine Entwicklungsgarantie (s. auch Punkt 5).
2. Digimodes sind weder im 30-m-Band noch anderswo geduldet, schon gar
nicht als "Gäste", sondern haben die gleiche Berechtigung wie u.a. CW.
Nachzuschlagen etwa in den Bandplänen der IARU, zu deren Einhaltung sich
übrigens DARC-Mitglieder verpflichten.
(Anmerkung: Das Wort "Gäste" und die Haltung, die dessen Verwendung
offenbart, zeugt von einer Arroganz, wie ich sie unter Funkamateuren
nicht für möglich gehalten hätte.)
3. CW-Amateure gehören nicht die Bänder, in so fern geht die Annahme,
dass diese den Digimodes "freundlicherweise 20 Prozent des CW-Bandes zur
Verfügung gestellt" hätten, völlig in die Irre. Das sich manche jedoch
für was Besseres halten, ist inzwischen deutlich geworden.
4. Betriebsarten wie JT65, WSPR etc. ermöglichen vielen OM
internationale DX-Verbindungen auch dann, wenn sie etwa mit bescheidenen
Unterdachantennen und/oder QRP arbeiten müssen. Zudem eignen sie sich
wunderbar zur Beobachtung von Ausbreitungsbedingungen und erfüllen somit
einen wissenschaftlich-technischen Ansatz.
5. Nicht jedes neue Verfahren beansprucht zusätzlich ein paar Kilohertz,
sondern es werden Bereiche definiert, in denen Betriebsarten
stattfinden, in Abhängigkeit der Bandbreite. In so fern hat die IARU ein
Verfahren geschaffen, mit dem sie gut gerüstet und flexibel auf
Veränderungen und fortschrittliche Entwicklungen reagieren kann.
6. Nicht wegen Unzulänglichkeiten der Digimodes entwickelt sich ein
Mehrbedarf, sondern weil immer mehr YLs und OM Spaß an diesen
Betriebsarten finden. Die Bandbreiten werden dennoch immer kleiner bei
gleichzeitiger Zunahme der Übertragungsrobustheit und Geschwindigkeit.
Ein Beispiel: Die kostenlose Client-Software V4Chat erlaubt
Geschwindigkeiten bis zu 55 WPM - und das bei einer Bandbreite von nur
200 Hz. Zum Vergleich: Olivia 32/1000 belegt noch 5-mal so viel
Bandbreite, nämlich 1000 Hz - bei einer Geschwindigkeit von lediglich
24,4 WPM. Mit H4 (Hamming Encoded 4 FSK) liegt aktuell ein Nachfolger in
einer Betaversion vor, die insbesondere die Übertragung von Texten bzw.
Daten (Zeichen im ASCII-Satz, erweitertes ASCII, UTF-8 oder
Binärzeichen) über die Kurzwelle ermöglicht, ebenfalls bei einer
Bandbreite von ca. 200 Hertz (@-26 dB!). Und das bei niedrigsten
Feldstärken und schwierigen Ausbreitungsbedingungen.
7. Um es abzuschließen: Ich bin für ein friedliches Nebeneinander, denn
bekanntlich immer dann, wenn zwei sich streiten, freut sich ein Dritter.
Kompromisse machten und machen uns Funkamateure stark. Immerhin konnten
wir so über die letzten Jahrzehnte unsere Bänder insgesamt erweitern.
Neidhammeln und Streithähnen aber setzt man die Gatter enger - nicht
weiter. Das gebe ich zu bedenken.
Beste 73
Tom DF5JL
Am 15.12.13 10:04, schrieb DL6ZB:
> Lieber OM Tom,
>
> unhöflich möchte ich ja nicht sein, diesen
> Eindruck möchte ich nicht erwecken. Trotzdem kann
> und will ich Ihre Aussagen so nicht stehenlassen.
>
> CW hatte zunächst 100% des 30m-Bandes, denn das
> war von Anfang an so gewollt und von den Behörden
> auch nicht anders erlaubt. Das hatte damit zu tun,
> dass der mittlerweile verstorbene König Hussein
> von Jordanien uns CW-Funkamateuren damals bei den
> WARC-Verhandlungen das 30m-Band als ein
> ausschließliches CW-Band erkämpfte. Das haben
> heute scheinbar viele Leute vergessen oder wissen
> es nicht. Andere Betriebsarten waren nicht
> zugelassen. RTTY kam erst viel später hinzu.
> Meiner Ansicht nach sind Digimodes im 30m-Band
> auch heute lediglich geduldet. Diese haben dort,
> der ursprünglichen Idee folgend, nur den Status
> von Gästen. Wenn CW-Amateure also 20% ihres
> CW-Bandes den Digimodes freundlicherweise zur
> Verfügung stellen, so ist das doch ein
> Entgegenkommen.
>
> Mann kann auch nicht für jedes Digimodeverfahren,
> das sich ein Funakamateur halt mal so ausdenkt,
> einen weiteren Teil der CW-Bänder wegknappsen.
>
> Etwas provokativ will ich fragen: was soll an so
> manchen Digimodes eigentlich fortschrittlich sein,
> wenn beispielsweise JT65 mittlerweile am Sinn des
> Erfinders vorbei mit möglichst großer Leistung
> betrieben wird und die Bandbreite dazu noch größer
> ist, als jene der 80 Jahre alten Betriebsart RTTY,
> wobei der Datendurchsatz auf etwa 1/50 schrumpfte?
> Ich schließe eine weitere provokative Frage an:
> dafür sollen die CW-Amateure also nun wertvolle
> Frequenzen hergeben?
>
> Nun fordern Sie u.a. mit Bezug auf JT65 mehr
> Frequenzen für Digimodes, obwohl doch JT65
> mittlerweile ganz anders betrieben wird, als sich
> das der Erfinder dachte. Wie soll es nun
> weitergehen? Demnächst kommt das nächste Verfahren
> und Sie wünschen ein paar Kilohertz dafür? Ich
> meine, wir sollten weiterdenken.
>
> Richtig innovativ wären Verfahren, die mit kleiner
> Bandbreite und hoher Störsicherheit auskommen. Das
> wäre dann die Herausforderung an die Erfinder von
> Digimodes. Nicht aber, wegen der technischen
> Unzulänglichkeiten solcher Verfahren einfach mehr
> Frequenzen zu fordern. Nur wenn die "Ressource
> Frequenz" für Digimodeentwickler ein knappes Gut
> bleibt, werden auch diesbezügliche Entwicklungen
> folgen. Mit der Verschwendung von Ressorucen kann
> man keinen Innovationen fördern.
>
> JT65 ist doch zudem ein Verfahren, das im
> Milliwattbereich betrieben werden sollte,
> unterhalb der Rauschgrenze und deshalb so ersonnen
> wurde, dass damit größtmögliche
> Übertragungssicherheit gewährleistet ist. Wenn
> JT65 richtig betrieben wird, dann hat das
> Verfahren im Digimodebereich des 30m-Bandes auch
> genug Platz, würde niemand stören und könnte seine
> Vorteile voll zu Geltung bringen.
>
> Noch eine Bitte: Eine Antwort in den Text des
> Anderen hineinschreiben (Text-Crashing) ist ein
> als unfair angesehenes Verfahren der schriftlichen
> Diskussion. Es wirkt auch herablassend und
> belehrend. Die schriftliche Diskussion per e-Mail
> steckt ja sowieso schon voller Gefahren von
> Missverständnissen. Ich würde mich aus der
> Diskussion dann jedenfalls zurückziehen wollen,
> wenn sie darauf nicht verzichten können.
>
> Vy 73 de Rolf, DL6ZB
>
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