[AGCW] Fw: [bcc] Zukunft des DARC
Roland "Ron" Guenther
ron at dl5cl.de
Do Feb 10 15:56:11 EST 2011
pse QSP....QSP....QSP......
Ging heute über den BCC-Reflektor.......muß es einfach hier verbreiten, es
ist der Vorschlag um aus der Sackgasse´in der der DARC sich befindet heraus
zu kommen.
Mir ist es völlig egal ob sich hier auf der Liste, irgendwelche
"Vereins-Fuzzies" darüber aufregen....es geht um den Amateurfunk und somit
auch um CW.
73 es cwfe Ron, DL5CL
----- Original Message -----
From: "Rudolf Schwenger" <Rudolf.Schwenger at t-online.de>
To: "BCC" <bcc at bavarian-contest-club.de>
Sent: Thursday, February 10, 2011 8:22 PM
Subject: [bcc] Zukunft des DARC
Hallo Michael,
Dank für Deine Initiative. Der BCC-Reflektor ist wahrscheinlich nicht die
richtige Plattform für die Diskussion um die Zukunftsfähigkeit des DARC,
aber er, der BCC-Reflektor, hebt sich wohltuend vom Niveau anderer Foren ab.
Und nachdem mir der Amateurfunk auch nach mehr als 50 Jahren Lizenzierung
und an die 60 Jahre Mitgliedschaft im DARC noch immer sehr am Herzen liegt,
möchte ich mich nicht einfach zurücklehnen und darauf hoffen, dass die Dinge
sich schon irgendwie von selber wieder einrenken, zumal mein Erzrivale aus
dem schönen Frankenland sich ja schon zu Worte gemeldet hat, hi.....
Ein Club von der Größe und Bedeutung des DARC braucht zumindest einige sehr
gute Leute in führenden Positionen. Und diese Leute brauchen Freiräume, um
das als richtig Erkannte umsetzen zu können. Ohne jeden Zweifel verfügt der
DARC unter seinen Mitgliedern über eine stattliche Anzahl ganz
ausgezeichneter Leute. Wieso gelingt es nicht, diese zu einer Mitarbeit in
führenden Positionen zu gewinnen? Das ist doch die Kernfrage, oder?
Auf diese Frage gibt es viele vordergründige Antworten, wie z.B.
Arbeitsüberlastung, aber die sind nicht das eigentliche Problem. Aus meiner
Sicht ist einer der wichtigsten Hinderungsgründe für das Engagement guter
Leute zum Wohle unseres Clubs die Aussichtslosigkeit, "irgendetwas
Wesentliches", also Veränderungen, in angemessener Zeit und vor allem mit
angemessenem Kräfteeinsatz im derzeitigen organisatorischen Umfeld bewirken
zu können.
Bitte entschuldige, wenn ich hier der Einfachheit halber "irgendetwas
Wesentliches" mit "Veränderungen" gleichsetze. Natürlich geht es nicht um
Aktionismus, aber angesichts eines jährlichen Mitgliederschwundes von netto
mehr als 2% und der Tatsache, dass im DARC inzwischen wohl nur noch weniger
als die Hälfte aller in Deutschland lizenzierten Funkamateure Mitglied ist,
kann es wohl keine Diskussion darüber geben, dass sich im DARC etwas ändern
muss.
Das "organisatorische Umfeld" ist dadurch gekennzeichnet, dass (A) einem
relativ kleinen Vorstand von 4 bis 5 Leuten ein vergleichsweise riesiger
Aufsichtsrat (="Amateurrat", d.h. die Gemeinschaft der
Distriktsvorsitzenden) von weit mehr als 20 Leuten gegenüber steht und dass
(B) in typischer Beamtenmentalität bei allen wichtigen Themen zunächst die
völlig unwichtige Frage gestellt wird, in wie weit ein Lösungsvorschlag mit
der gerade aktuellen Fassung der Satzung in Einklang steht anstatt dass man
sich die Frage stellt, welche Reaktion erfordert die Problematik, um dann
erst in einer deutlich abgesetzten zweiten Priorität zu überlegen, passt der
Lösungsansatz zu unserer Satzung, um dann gegebenenfalls die Satzung
anzupassen.
Die offene Frage ist, wieso man mehr als 20 Leute braucht, um 4 bis 5 Leute
zu beaufsichtigen und zu steuern. Das ist nicht nur ein Witz, sondern ein
Trauerspiel; zumal diese mehr als 20 Leute a u s s c h l i e ß l i c h
unter "landsmannschaftlichen" Aspekten in ihr Amt gewählt wurden.
Wieso diese extreme Betonung der Landsmannschaft? Unser Hobby hat sich doch
die Technik und die weltweite Kommunikation auf die Fahnen geschrieben und
nicht den Provinzialismus!
Es ist mir zwar durchaus klar, dass es gewisse Unterschiede zwischen der
Befindlichkeit, den Lebensumständen und den Zukunftsaussichten der Menschen
in Mecklenburg-Vorpommern und in Baden-Württemberg gibt; und ich bin auch
einverstanden, dass diesen Unterschieden angemessen Rechnung getragen wird.
Aber das darf doch nicht so weit führen, dass der "landsmannschaftliche
Aspekt" im DARC über allen anderen Einflussfaktoren steht, oder?
Was also gibt es aus meiner Sicht zu bedenken, wenn man den DARC neu
ausrichten, d.h. zukunftstauglich machen will?
(1) Man muss die unverzichtbaren Aufgaben des DARC klar definieren und
ansprechen, nämlich
(1.1) Interessenvertretung
Dies ist die wichtigste Aufgabe des DARC überhaupt!! Wenn uns die
Frequenzzuweisungen oder der Status als Funkdienst genommen werden; wenn die
EMI-Regelungen uns die Luft zum Atmen nehmen; wenn die Bürokratie mit der
Behörde (verschärfte Selbsterklärung) es uns de facto unmöglich macht,
unserem Hobby nachzugehen, dann ist alles andere Nebensache. Dann war's das
einfach.
Zur Interessenvertretung gehört die Lobbyarbeit in Berlin genauso wie die
Lobbyarbeit in Brüssel und die starke Vertretung in den Normungsgremien rund
um die Welt. Das ist ehrenamtlich nur im reinen Glücksfall zu schaffen. Das
kann der DARC aus eigenen Kräften wahrscheinlich nicht stemmen. Hier gilt
es, international zu kooperieren. Also muss die "International Affairs"
Abteilung des DARC gestärkt werden. Und dazu gehört natürlich auch eine
PR-Kompetenz! Und in diese Arbeit muss Geld gesteckt werden!
(1.2) "International Affairs" beschränkt sich heute - verzeih mir den
Sarkasmus - auf Grußadressen und eine lückenhafte Sammlung internationaler
Lizenzierungsbestimmungen. Gebraucht werden handfeste Verabredungen zwischen
den großen AFU-Clubs, wie man sich die unbedingt notwendige Lobbyarbeit an
den Schaltstellen der für uns relevanten Mächte - ITU, Brüssel, Berlin,
Normungsgremien - aufteilt und gestaltet. Derartige Verabredungen bedürfen
"gestandener, international erfahrener Mannsbilder". Das ist nix für
Amateure.
(1.3) Unterstützung bei EMI-Problemen. Die ungeheure Zahl an
Elektronik-Schrott speziell aus Fernost stellt uns vor immer größere
EMI-Probleme, die dazu angetan sind, unsere Aktivitäten auf die "sanfte Art"
zu ersticken und damit unmöglich zu machen. Dies Problem hat zwei Aspekte,
nämlich
(1.3.1) Wer hilft mir persönlich, wenn ich bei meinem Nachbarn störe und
(1.3.2) Wie können wir verhindern, dass immer mehr Probleme uns die Chance
nehmen, unserem Hobby zu frönen
(2) Alles andere ist "Blumenschmuck", dessen Bedeutung ich nicht
unterschätze, zumal die Mehrzahl der Mitglieder genau diesen Blumenschmuck
als einzig wichtig ansehen wird. Dazu gehören
(2.1) Die QSL-Vermittlung. Ist das wirklich eine Kernaufgabe des DARC? Kann
man die evt. - notfalls als eigenes "profit-center - ausgliedern - natürlich
gegen "Kostenerstattung" durch die Mitglieder? Kann man unsere große
QSL-Sortiermaschine nicht kostenmindernd auch anderen europäischen Verbänden
als Dienstleister anbieten?
(2.2) Die CQ DL. Klar, jeder Verein, jeder Club, jeder Verband, der
irgendetwas auf sich hält, hat eine eigene Zeitschrift. Muss das so sein?
Ist das unverzichtbar? Ist es denkbar, sich bei einer kommerziellen
Zeitschrift "einzukaufen", d.h. einfach jeden Monat 20 oder 40 Seiten zu
"mieten" und mit eigenen Inhalten zu füllen?
Entschuldige den langen Exkurs. Es geht mir nach wie vor um die Frage, warum
es uns kaum/nicht gelingt, wirklich gute Leute für führende Positionen im
DARC zu gewinnen und um die sich daraus ergebende Antwort, dass der DARC in
seiner heutigen Struktur nicht zukunftsträchtig ist.
(3) Neugestaltung des DARC
(3.1) Regionales Element (Distrikte): Wie schon dargelegt, sehe ich
keinerlei Notwendigkeit für eine ausgeprägte landsmannschaftliche
Ausrichtung der Macht im Club. Mehr als 20 Distrikte ist ein Witz und
gleichzeitig eine Tragödie! Aus meiner Sicht reicht es völlig, der
landsmannschaftlichen Komponente des Clubs durch m a x i m a l sieben
Distrikte Rechnung zu tragen, nämlich
Nord
Nordwest
Südwest
Süd
Mitte
Südost
Nordost
Diese maximal sieben Distrikte müssten so geschnitten werden, dass sie
jeweils mindestens 5.000 Mitglieder vertreten. Pro 5.000 Mitgliedern haben
sie jeweils eine einzige Stimme im "Aufsichtsrat" (=Amateurrat). Diese
Reduzierung der Anzahl der Distrikte hätte den großen Vorteil, dass die
Chance besteht, innerhalb der Distrikte aus einer größeren Zahl von fähigen
Persönlichkeiten zu schöpfen, wenn es darum geht, die führenden Positionen
innerhalb eines der maximal sieben Distrikten zu besetzen. Und dies wiederum
würde die Chancen verbessern, qualifizierte Mitglieder im Aufsichtsrat
(=Amateurrat) in die Arbeit einzubinden.
(3.2) Regionales Element (Ortsverbände): Der DARC besteht heute aus mehr als
1.070 Ortsverbänden! Eine irre Zahl! Niemand bezweifelt, dass mindestens die
Hälfte, wenn nicht Zweidrittel schlafen. Da passiert einfach nix; die tun
nix, um neue Mitglieder zu werben; die sind überwiegend nicht einmal in der
Lage, fristgerecht eine ordentliche Abrechnung zu erstellen, was für ein
Fortbestehen der Gemeinnützigkeit unseres Clubs von essentieller Bedeutung
ist. Der Witz stammt nicht von mir, sondern von einem profilierten Mitglied
der Geschäftsstelle in Baunatal: Die OVVs von rund 50% aller OVs sind
dadurch gekennzeichnet, dass sie sich aufgrund fortgeschrittenen Alters
nicht schnell genug unter den Tisch ducken konnten, als es um die Wahl des
OVVs ging.....
Ganz klar: 300 bis 400 Ortsverbände reichen in DL!
Um nicht missverstanden zu werden: Ich sehe einen klaren Unterschied
zwischen einer "kleinsten Verwaltungseinheit" und einem "Stammtisch".
Für die "Stammtische" gilt: je mehr, desto besser! Wir brauchen
Ansprechpartner in der Fläche für Interessenten. Und wir brauchen das
soziale Element für Fielddays, Grillparties, Ausflüge etc. Aber der
Stammtisch braucht kein eigenes Geld, das ihm von der Zentrale ohne jede
"Bedürftigkeit" a u t o m a t i s c h und immer wieder zugewiesen wird.
Wenn der "Stammtisch" irgendwelche Projekte finanzieren will, dann soll er
sich an den Ortsverband wenden, der ihn dann schon bedenken wird. Und der
wird ihn dann sehr wahrscheinlich sogar recht großzügig bedenken, weil die
meisten "Stammtische" aus schierer Faulheit oder mangelndem
Gestaltungswillen eh nicht bereit sein werden, irgendwelche Anträge
auszufüllen. Und natürlich soll der "Stammtisch" seinen eigenen DOK
bekommen. Das schafft Gemeinsinn und Exklusivität. Ist doch prima, oder?
Der Ortsverband nach meinem Verständnis wäre so ein Mittelding zwischen den
heutigen Distrikten und den heutigen Ortsverbänden. Er würde sich durch
fachliche Kompetenz (Rechnungslegung), Vorhaltung von Ressourcen (EMI!!)
und kompetente Führung auszeichnen, aus der dann auch überschaubar der
Nachwuchs für die Führungsmannschaft der maximal sieben Distrike bzw. den
DARC gewonnen werden könnte.
Gut, wem das Wort "Stammtisch" zu despektierlich ist, der ersetze es z.B.
durch das Wort "Sektion"...
Jetzt haben wir also maximal sieben Ditriktsvorsitzende im Aufsichtsrat
(=Amateurrat), die sich unter landsmannschaftlichen Gesichtspunkten
zusammensetzen. Vielleicht reicht das den DARC-Mitgliedern ja nicht.
Vielleicht wollen die 12 oder 15 AR-Mitglieder. Ist im Prinzip ja weitgehnd
egal, solange es sich um vernünftige Leute handelt.
In dem Zusammenhang folgende Überlegung: (a) Der DARC verliert ohne jede
Ausnahme Jahr für Jahr Mitglieder. (b) Die "Sparten", wie z.B. BCC oder GDXF
oder AGCW oder AATiS gewinnen Jahr für Jahr Mitglieder. Da gibt es doch
Zusammenhänge, oder? Für mich ist der Zusammenhang die Identifikation: Je
diffuser die Zielsetzung oder das Erscheinungsbild, desto schwächer die
Bindung bzw. je klarer der Fokus, desto größer der Wunsch der Spezialisten,
mitzumachen.
Meine Schlussfolgerung: Die "Sparten" müssen einen größeren Einfluss auf die
Zielsetzungen des Clubs und damit auf die Entscheidungsgremien des DARC
bekommen. Konkret: Ich halte es für richtig und wichtig, dass z.B.
"Interessenvertretung", "Contesting", "Ausbildung/Weiterbildung",
"International Affairs", "Neue Technologien", "PR" (im Sinne von Public
Relations, hi...), "Marketing" (also die Gewinnung neuer Mitglieder und die
Zufriedenstellung der bestehenden Mitglieder) Sitz und Stimme im AR
bekommen. Diese Sparten auf das Niveau von Referaten zu minimieren, ist
fatal und kontrproduktiv, wenn es um Mitgliederbindung geht. Nach meiner
Vorstellung sollten die "Sparten" im AR das Übergewicht gegenüber den
landsmannschaftlichen Aspekten bekommen.
Gut, Michael, ich gebe mich nicht der Illusion hin, durch meinen Beitrag
irgendetwas beeinflussen zu können; ich möchte aber auch nicht zu den
Fatalisten gezählt werden, die eh alles im Sinne von "der Herrgott wird's
schon richten" sehen.
Nochmals Dank für Deine Initiative!
vy 73 de Rudolf, DJ3WE