[AGCW] AGCW, RTA und ELL
Kai Hoefs
dl1ah at agcw.de
Son Mar 30 15:21:07 EST 2008
Moin in die Runde!
Noch eine Meinung, diesmal von mir:
Ziel muss die Förderung/Erhaltung des Amateurfunks sein, nicht das
Steigern/Halten von Mitgliederzahlen. Eine "ELL" wird beide Probleme
nicht lösen.
Ich kenne niemanden, der wegen angeblich zu hoher Prüfungsanforderungen
schon jetzt nicht zum Amateurfunk findet. Ich kenne aber gaaaanz viele,
die sich überhaupt nicht für den Amateurfunk interessieren, unabhängig
vom Schwierigkeitsgrad der Prüfung. Den bemerken sie nämlich gar nicht,
weil sie schon vorher abwinken bzw. sich erst gar nicht interessieren.
Umkehrschluss aus dieser Beobachtung: Durch das Absenken der
Anforderungen wird niemand zusätzlich zu den ohnehin Interessierten den
Weg einschlagen. Und die, die Interesse haben, können sich auch dem
jetzt geforderten Stoff widmen (davon wird niemand dümmer - und Wissen
schadet nicht).
Eigenes Erlebnis vor einigen Jahren mit einem frisch lizenzierten OM
(alte Klasse C, kein DO!): Zeigt mir eine handelsübliche FD-4 in
Originalverpackung und fragt: "Ist die gut?" Was ist denn das für eine
blöde Frage? "VW Golf: Ist der gut?" Mit den Begriffen "FD-4" und
"Windom" konnte derjenige leider überhaupt nichts anfangen. Schade...
Weiteres Erlebnis, letzte Woche: Zwei männliche nichtlizenzierte
Technikfreaks kennen einen, der einen kennt, der Funkamateur ist.
Derjenige schleppt sie zum OV-Abend. Sie sind auch nach Besuch des
OV-Abends noch interessiert und nehmen die "Schnuppermitgliedschaft im
DARC" wahr. Nach künftig abgesenktem Prüfungsniveau haben sie nicht
gefragt. Sie wollen im Herbst am Lizenzkurs im OV teilnehmen und
entweder E oder A ablegen. Vermutlich eher A. Technik interessiert die
beiden (= ist also unproblematisch), und Gesetzeskunde/Betriebstechnik
ist ohnehin derselbe Prüfungsumfang für E und A. Die beiden scheinen
also an Technik interessiert zu sein. Wie soll man denen erklären, dass
sie mit einer ELL zwar schnell funken, aber nicht basteln dürfen? Dann
würden sie ihr Mobiltelefon zücken und antworten, dass sie den ganzen
Amateurfunk dann nicht brauchen ;-)
Zusammengefasst:
Nicht die vermeintlich zu hohen Anforderungen schrecken momentan
Interessierte ab, sondern das Problem liegt in der fehlenden Motivation
von potentiellem Nachwuchs. Dem kann nur durch verstärkte Aktivitäten
direkt bei Jugendlichen in den Schulen begegnet werden
(Arbeitsgemeinschaften durch engagierte Lehrer usw.). Dann gäbe es auch
kein Nachwuchsproblem in DL beim Studium der Naturwissenschaften... die
Einführung einer ELL soll vom eigentlichen Problem des fehlenden
Nachwuchses und dessen Ursachen ablenken und zumindest kurzfristig einen
Mitgliederzuwachs bei den Verfechtern der ELL bewirken. Dieses ist m.E.
abzulehnen und wird so auch nicht eintreten.
Wenn schon ELL, dann:
- ausdrücklich KEIN Verbot des Selbstbaus
- zeitliche Begrenzung (z.B. zwei Jahre, danach "upgrade" oder Verfall,
wie bereits von Ron, DL5CL, vorgeschlagen)
- Beschränkung auf die UKW-Bereiche (weiter den Anreiz für KW erhalten)
Bemerkung:
Es soll jetzt das eingeführt werden, was schon vor zehn Jahren durch die
(damalige) DO-Klasse erreicht werden sollte. Im Ergebnis hätte man es
einfach dabei belassen sollen... die Lösung der Probleme mancher Gruppen
(Stichwort Steuernachzahlung) wird sich jetzt durch Einführung einer ELL
nicht erreichen lassen.
>Aber ich denke, dass das Thema hier auch mit ein Thema in Erbenhausen sein
>wird. Bis dahin
>sollte man alle Meinungen sammeln, eine einheitliche Meinung bilden und
>vielleicht die
>weitere Vorgehensweis (Strategie) im Rahmen der Mitgliederversammlung
>abstimmen.
>
>
Finde ich gut.
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Kai
DL1AH